Mai 2002

Drei Kappelmänner in New York

Und schon wieder unterwegs ... Kaum auf dem neuen Kontinent im neuen Leben angekommen, wird Peter von seinem Arbeitgeber gleich auf Dienstreise nach Philadelphia/USA geschickt. Noch vor dem offiziellen ersten Arbeitstag am 1. Mai sitzt er also wieder im Flieger, um diesmal 14 Stunden Zeitunterschied – und zum ersten Mal auch einen Flug über die Datumsgrenze – zu erleben. Also: Abflug Dienstag mittags um 14:00 und Ankunft 23 Stunden später dienstags um 23:00. Aber abgesehen von der Anstrengung des vielen Fliegens hat Peter viel Spaß. Philadelphia lockt mit Sonnenschein und netten Kollegen. Vor allem aber haben Peters Eltern es sich nicht nehmen lassen, von Florida nach Philadelphia zu fahren, um "Junior" zu besuchen. Und ein Wochenende in New York springt auch dabei heraus.

Sonnenaufgang

Im neuen Zuhause. Derweil richtet sich Claudia in Sydney so gut wie möglich ein. Noch wohnen wir in Milsons Point, aber wir haben uns schon für ein künftiges Zuhause entschieden: Ab 10. Mai werden wir in der Water Street in Birchgrove/Balmain wohnen, mit Wasserblick auf den Innenhafen und gerade oberhalb des Balmain Segelclubs. Vom Bett aus haben wir den nebenan gezeigten Blick – aufgenommen um 6:30 Uhr bei Sonnenaufgang.

Unser Haus liegt in einer Anlage von relativ ähnlichen Häusern, die zu einem schönen Ensemble geformt sind. Auf der Rückseite des Hauses, neben unserer Eingangstür, verläuft eine Brunnenanlage. Bei geöffnetem Fenster erinnert uns das gurgelnde Wasser an die Alb in Karlsruhe. Auch ein Swimmingpool gehört zum Komlex. Ungewohnt ist es andererseits, daß wir keine Türklingel haben: Klopfen ist angesagt. Und die Briefkästen befinden sich auch nicht neben jedem Häuschen, sondern zentral an einer Stelle.

Provisorien. Mit dem Auszug aus Milsons Point müssen wir bis zur Ankunft unseres Haushaltes Ende Mai auf so einigen lieb gewonnenen "Luxus" verzichten: Bett, Tisch, Stühle, Waschmaschine, Teller, Besteck, ... Die neue Wohnung hat nach australischer Tradition eine eingebaute Küche mit Herd, Mikrowelle und Geschirrspüler – leider keinen Kühlschrank. Und so müssen wir irgendwoher unsere Überlebensutensilien zusammensuchen: einen Topf, eine Pfanne, ein scharfes Messer, Teller und Schalen, Besteck und Gläser. Und während Peter noch in Philadelphia weilt, kauft Claudia, die doch Shopping so ungern mag, einen Kühlschrank, ein Bett (unser bisheriges wird künftig das Gästebett), Bettzeug und Kissen, Terrassenstühle (die vorerst unsere einzige Sitzgelegenheit sind), Badematten, Salatschüssel, ...

Unsere Freunde Eric und Sabine (www.eric-bine.de) haben weniger Anfangs-Glück mit der Wohnungssuche als wir. Daher haben wir gleich ab unserem ersten Einzugstag – da ist Peter seit einem Tag wieder im Lande – unser Gästezimmer belegt: Wir gewähren den beiden Asyl auf unserem Teppich, wo sie ihre Schlafsäcke ausbreiten. Man muß sich das nun vorstellen wie auf einem Campingplatz mit Luxus-Bad. Das Haus ist völlig leer bis auf die Küchenschränke, wird aber von vier Leuten bewohnt, von denen zwei morgens zur Arbeit verschwinden. Not macht erfinderisch: Wasser wird in der Mikrowelle erhitzt, und Kaffee wird aus dem Programm gestrichen zugunsten von Tee. Wer schon mal Kaffeebeutel oder Instantkaffee probiert hat weiß, warum ;-)

Außenanlage mit Brunnen

Langsam wird's heimelig. Am 11. Mai holen wir unseren Kühlschrank. Der Luxus wird größer, das Camping-Gefühl bleibt. Eric steht jeden morgen um 6:00 auf. Angeblich, um den anbrechenden Tag vom Balkon aus zu genießen. Vielleicht aber doch nur, weil ihm nach einer Nacht auf dem Teppich der Arm abgestorben ist?!?

Nach einer Woche haben Sabine und Eric ein sehr schönes Zuhause gefunden und ziehen bei uns aus. Aber sie wohnen nur drei Straßenecken entfernt, und da die beiden sich gleich zu Anfang einen Grill holen, werden wir des abends manchmal kulinarisch verwöhnt ;-)

Die nächste Steigerung der Wohnqualität steht am 23. Mai an: Wir bekommen eine Waschmaschine. Claudia ist drei Tage lang kreuz und quer durch Sydney gelaufen, hat sich auf dem Maschmaschinen-Markt insgesamt umgetan und kann nun problemlos verschiedene Wasch-Strategien zitieren. Sie hat sich für ein Gebraucht-Modell entschieden; dafür aber mit Stahltrommel. Hatten wir uns zwei Wochen lang bemüht, die Wäsche möglichst selten zu wechseln (ein Schelm, wer Böses dabei denkt), so können wir nun waschen soviel das Herz begehrt. Und schon einen Tag später wieder eine Neuerung: Wir bekommen Telefon! Bisher haben wir uns untereinander per Handy unterhalten. Auch zur Abstimmung der Schlüsselübergabe, der Liefertermine von Bett und Waschmaschine und für hundert andere Dinge war das Handy eine sehr wichtige und notwendige Investition. Für Gespräche mit dem Ausland jedoch war es schlicht zu teuer. Von nun an sind wir zumindest halb an das Kommunikationsnetz angebunden ("halb", denn Internet haben wir immer noch nicht).

Erste Wochenendaktivitäten. Ausgestattet mit Bett, Kühlschrank und Waschmaschine bleibt für die Wochenenden nicht mehr viel übrig, was dringend eingekauft werden muß. Und so genießen wir erstmals freie Tage.

Wir bummeln über den Fischmarkt und kaufen frischen Lachs und King Prawns, sitzen in einem Straßencafé (hmmmm, toller Kaffee; hoffentlich kommt bald unser Container mit der Kaffeemaschine), laufen durch den Botanischen Garten und beobachten kurz nach Sonnenuntergang die über 8000 Fledermäuse bei Ihrem Auszug in die Nacht. Wir fahren an Sydney's Strände, wo wir dänische Eiscreme genießen. Abends drehen wir eine kurze Runde durch unseren Pool und bereiten dann einen Kürbis-Prawn-Salat mit Rucola vor. Kurz: Wir lassen es uns richtig gut gehen.