Oktober 2005
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Job, Visum, Haus, Umzug. Wenn im letzten Monatsbericht noch von einem Geheimnis die Rede war, das in diesem gelüftet werde, so war das stark untertrieben. Tatsächlich nämlich handelt es sich um eine ganze Reihe von Aktivitäten, von denen wir an dieser Stelle nichts geschrieben hatten, und die nun zu einem Ende gekommen sind. Dieser Bericht ist daher keine Aneinanderreihung von vielen kleinen Geschichten, sondern eher ein großer Es-ist-vollbracht!-Ausruf der Erleichterung. Doch fangen wir von vorne an.
Schon lange hatte für uns festgestanden, dass wir länger in Australien bleiben wollen. Mit einer dann benötigten Daueraufenthaltsgenehmigung wird das Leben jedoch teurer (wegen anderer Besteuerung, Sozialversicherungsbeiträge usw.). Unser Entschluss stand fest: Wir ziehen um. Aber nicht in eine andere Mietwohnung, sondern wie lange erträumt — und vor vielen Jahren eigentlich für die Zeit nach unserer Rückkehr aus Down Under geplant — ins Eigenheim. Zeithorizont: So um den Jahreswechsel 2005/6 sollen die Weichen gestellt sein. Natürlich kommt es anders ...
Haus. Im späten Juni "stolpern" wir über "unser" Haus. Nach einigem Kopfzerbrechen und Bauchgrummeln beschliessen wir, Nägel mit Köpfen zu machen statt uns an unseren konservativen Zeitplan zu halten. Und nun geht's Schlag auf Schlag: Der Poker um den Kaufpreis wird angegangen. Doch ohne permanentes Visum (oder eine Ausnahmegenehmigung) dürfen wir gar keine Immobilie erwerben. Da Claudias Arbeitgeber aber ohnehin angedeutet hatte, ein solches Visum sponsorn zu wollen, kommen wir nun auf dieses Angebot zurück. Dazu muss ihr Vertrag jedoch eine längere Laufzeit haben. Claudia definiert also eine neue Stelle, die Position wird geschaffen und ausgeschrieben, Claudia schickt ihre Bewerbung. Natürlich dauert, was hier in einem Satz geschrieben wurde, viele Wochen und noch mehr Nachhaken und Drängeln. Parallel dazu schließen wir einen Vorvertrag für das Haus ab und leisten unsere Anzahlung. Zuvor hatten wir oben erwähnte Sondergenehmigung beantragt.
Im zweiten Augustdrittel ist's dann soweit: Claudia erhält eine Zusage für einen Dreijahresvertrag. Quasi am selben Tag wird besagte Sondergenehmigung erteilt im Vertrauen darauf, dass Visum-seitig nun auch nichts mehr schief gehen dürfte. Wir intensivieren die nächsten Schritte.
Zum einen beantragen wir unsere permanente Aufenthaltsgenehmigung. Ein Schritt, der trotz der Ausnahmegenehmigung zum Hauserwerb früher oder später ohnehin angestanden hätte. Ausserdem steht nun die Finanzierung ganz oben auf der Agenda: Konsolidieren unserer Ersparnisse, Zusammenkratzen und Verkaufen unserer paar Aktien, Kredit beantragen, Devisentransfers. Das alles ist mit vielen Nachforschungen und noch mehr Verhandlungen verbunden. Kurz vor Claudias Abreise nach Europa sind auch diese Fragen geklärt. Ab nun stehen weniger Entscheidungen, weniger Kopfzerbrechen an. Ab jetzt geschehen Dinge einfach. Die Weichen sind gestellt.
Umzug. Während Claudias Europaaufenthalt beginnt Peter, Kisten zu packen. Richtig voran geht's, als sie wieder daheim (oder was noch davon übrig blieb ...) ist. Am Freitag, den 21., stehen morgens um 8 zwei Umzugshelfer mit einem dicken Lastwagen vor der Tür unserer Wohnung in Birchgrove, mittags um 3 lassen sie uns mit einem Berg an Kisten allein in den neuen vier Wänden in Sydneys Stadtteil Turramurra. Erst tags zuvor war sog. Settlement gewesen, vergleichbar dem Notartermin zum Vertragsabschluss. Wir hatten diese ersten Stunden als frischgebackene Häusle- (und Hypotheken-)Besitzer in ganz kleinem Kreis mit ein paar Flaschen Sekt, Crackern und Käse auf der Terrasse gefeiert. Der Terrasse, die nun nicht mehr auf Cockatoo Island in Sydneys Hafen blickt, sondern auf den Lane Cove National Park, welcher die Stadt wie eine grüne Lunge durchzieht.
"Haus"-Tier. Zum Ende dieses Berichts nun doch eine Episode, die sich weniger mit der Administration des Lebens auseinandersetzt. Wie gesagt tauschten wir den Wasserblick in Birchgrove gegen Aussicht auf den Nationalpark ein, und entsprechend sind Kakadus und Papageien ab dem ersten Tag im neuen Heim ständige Besucher, und nachts hängt schon mal der Schwanz eines Possums über die Regenrinne vom Dach. Trotz des Wissens um all die Natur um uns herum sind wir aber doch erstaunt, als wir eines morgens einen besonderen Gast entdecken: Eine Tasse Guten-Morgen-Kaffee in der Hand entdecken wir beim Blick aus dem Fenster eine Echse, die gemütlich ihre Bahnen im Pool vor unserem Schlafzimmerfenster zieht. Als sie im Wasserauslass verschwindet, sorgen wir uns, dass sie vielleicht nicht gegen die Kraft der Umwälzpumpe ankomme. Doch kaum lupft Claudia den Deckel über dem Auffangsieb, springt unser Gast blitzschnell aus der Versenkung und sofort wieder in den Pool, den er komplett durchtaucht, ehe er am anderen Ende ein Plätzchen am Beckenrand einnimmt. Dort bleibt er sitzen und beäugt uns misstrauisch während unseres Frühstücks. Wir beschliessen, ihn "Paff" zu nennen in Anlehnung an den Marlene Dietrich-Song vom Zauberdrachen.