April 2009

Bilder anklicken, um ein Vollbild zu sehen.

Namenspatron einer Sportart: Das Nicht-Netz

Netball ("Netzball"). In Australien genießen vor allem diejenigen Sportarten große Popularität, welche die Briten in ihre Kolonien exportiert hatten. Nun sind die Briten bekanntlich die Erfinder von solcherlei Zeitvertreib wie Pfahlsitzen und Filtertütentieftreten; entsprechend skurril muten die Lieblingssportarten der Aussies an. Da ist zuvorderst Cricket, vermutlich der einzige Sport, wo sich ein Spiel über fünf Tage hinziehen kann und man am Ende dennoch nicht duschen muss. Wo Mittagessen und Teepausen fest auf der Agenda stehen und ein typisches Ergebnis "Coleridge & Parry 74 for three off 17.2 overs (Dwight Walker 27 not out; Richard Ramal 2-5)" lautet. Dann ist Australian Football zu erwähnen für all diejenigen, denen Rugby zu weich ist. Diese Sportarten bewegen die Gemüter so sehr, dass immer dann, wenn einer ihrer Stars im Pub um die Ecke mal ein Bier zu viel hatte, dies die Schlagzeilen der Tageszeitungen bestimmt und mit Sondersendungen im Fernsehen zu rechnen ist, in denen Sportanalysten und Psychologen das Ende des Abendlandes prophezeien.

All diese Vergnügungen richten sich eher an den australischen Alpha- Mann. Aber auch für die Mädels ist gesorgt, und zwar in Form von Netzball. Die Australier — oder waren's mal wieder die Briten? — haben dazu die Regeln des Basketball abgewandelt. Die ballführende Spielerin darf nicht weiterlaufen, was fast schon komisch anmutende Sekundenstarre nach sich zieht, sobald jemand den Ball fängt. Ein weiterer Unterschied: Da, wo beim Basketball ein Netz um den Wurfring angebracht ist, ist beim Netzball ein Nichts. Warum eine Sportart, deren herausragende Eigenschaft das Fehlen eines Netzes ist, ausgerechnet Netzball heißt? Fragt uns nicht!

Jedenfalls gibt es in unserem Stadtteil eine große Netzballanlage mit über einem Dutzend Spielfelder. Regelmäßig samstags wird Turramurra zum Nabel der Netzballwelt. Auch wir lassen uns das Spektakel nicht entgehen und schieben den Kinderwagen auf der samstäglichen Runde an den Spielfeldern vorbei. Und selbst nach Spielende geht der Zirkus weiter: Denn dann treffen sich Spielerinnen und Zuschauer zur Stau- Party an der sonst beschaulichen Straßenkreuzung, die das Ende des Stadtteils markiert, am Ende eines Spieltages aber eher einem kilometerlangen Parkplatz ähnelt ...

Kinder, wohin man schaut: Im Wasser ...

... und an Land

Spaziergänge in Manly. Heute mal ein Tipp für all diejenigen unter Euch, die vielleicht eines Tages auf die Idee kommen, Sydney mit Zwillingskinderwagen zu besuchen, und die dabei Lust auf Meer bekommen. Die meisten Stadtteile am Ozean, egal ob im Süden (wie Bondi, Coogee, Clovelly) oder nördlich der Hafeneinfahrt (Palm Beach, Dee Why, Curl Curl, ...), haben zwar wunderschöne Strände, aber nur wenige Meter Promenade davor. Und wer will schon alle paar Meter den Kinderwagen ausbuddeln?

Allein Manly, der südlichste der sog. Northern Beaches, sticht da heraus: Vom Nordende des Strandes, North Steyne, bis ans südliche Ende, Shelley Beach, stehen Spaziergängern, Rollschuh- und Fahrradfahrern sowie eben auch Kinderwagenschiebern satte zwei Kilometer fein geplättelter Promenade zur Verfügung. Vorbei an Beach Volleyball-Spielern, Rettungsschwimmern und Badenixen in der neuesten Strandmode schieben wir daher in schöner Unregelmäßigkeit Jonas und Niklas stolz wie Oskar durch die Menschenmassen — zugegeben, ein Geheim-Tipp ist Manly nicht gerade ...—, lassen uns im Straßencafé bewundern und tanken Sonne, Seeluft und gute Laune. Wenn's uns zu viel wird, laufen wir 300 Meter durch die Fußgängerzone und landen ...— am Wasser! Denn Manly wurde von der Natur gleich mit zwei Wasserseiten gesegnet: eine am Meer, eine auf der Hafenseite. Dort kann man auf einer Parkbank sitzen, einen Döner essen, dann einen Kaffee genießen und die ganze Zeit den Fähren in die Innenstadt sowie hunderten Segelbooten zuschauen. Besser kann's doch gar nicht kommen, oder?

Gleich wird's schmuddelig!

Esstisch. Niklas und Jonas können nun stabil sitzen, und wir setzen einen lange gehegten Wunsch um: einen gemeinsamen Esstisch. Zwar nehmen die beiden ihr Essen noch nicht mit uns zur gleichen Zeit ein, aber sie sitzen nun am selben Tisch statt in ihren ehemaligen Autositzen. Letztere werden nur noch für Flaschenfütterungen genutzt, weil sich die beiden darin so schön zurücklehnen können.

Claudia hatte vor geraumer Zeit auf eBay einen hervorragend erhaltenen Tisch samt vierer gepflegter Velour-gepolsterter Stühle zum Spottpreis von umgerechnet 150 Euro ersteigert. Wir nutzen das lange Oster-Wochenende, dies alles aufzubauen und unsere Küche zur Wohn- und Essküche zu machen.

Schon bald wird das neue Ensemble kräftig genutzt und der Tisch sowie das Parkett darunter gehören — ratet mal warum! — zu den meistgewienerten Flächen Australiens ...