Mai 2013
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Badische Meile. Nach dem langen April-Bericht ist im Mai eine Verschnaufpause angesagt — allerdings nur für die Leser unserer Berichte! Für Claudia, Niklas und Jonas dagegen steht die Badische Meile auf dem Programm, ein Karlsruher Stadtlauf über die ungewöhnliche Distanz von 8.888,89 Metern für die Erwachsenen und etwas unter einer Stadionrunde, 388,9 Meter, für den Nachwuchs.
Niklas und Jonas starten in der Gruppe der Allerjüngsten. Ihr Kindergarten hat ein ganzes Team geschickt, dem sie angehören. Betreuerin Regina schlüpft kurzerhand in die Rolle eines Coaches; für jeden hat sie ein Stofftier und ein orangefarbenes T-Shirt mit dem Namen des Kindergartens dabei. Beides gibt es bereits vor dem Rennen, nicht erst als Belohnung danach. Und Motivation brauchen die "Kurzen" wahrlich nicht. Sie können den Startschuss kaum abwarten. Als der dann endlich fällt, geht es mit kräftigen Schritten und Armeinsatz los, die Zunge zwischen den Zähnen. Es zeigt sich, dass eine knappe Stadionrunde länger ist, als vorher eingeschätzt. Ab der Hälfte der Strecke müssen Mama und Papa eifrig anfeuern und mitrennen, so dass die Lütten nicht vorzeitig schlapp machen.
Nach dem Überqueren der Zielgeraden gibt es als Anerkennung eine "Gold"-Medaille, die ab diesem Tag einen Ehrenplatz über dem Bett haben wird.
Eine solche bleibt der Frau Mama verwehrt. Claudia hat sich zwar gut auf das Rennen vorbereitet, in der letzten Woche vor dem Event aber über Schmerzen in der Hüfte geklagt. Trotzdem geht sie an den Start. Aber schon nach etwa 1 1/2 Kilometern schießt es ihr dermaßen in die Knochen, dass sie zurück zum Stadion humpelt. Immerhin so schnell, dass sie fast zeitgleich mit den Schnellsten dort ankommt. Und so geschieht es, dass Peter einige Tage später von seiner ehemaligen Kollegin Stefanie auf die "sensationelle Zeit" seiner Frau angesprochen wird, die in der Lokalzeitung veröffentlicht worden ist. Entgegen voriger Pläne könne man mit der ja nicht gemeinsam trainieren! Peter klärt die Sachlage zwar auf; zum gemeinsamen Training von Stefanie und Claudia wird es aber dennoch nicht mehr kommen. Denn als Claudia wieder laufbereit ist, ändern sich die Rahmenbedingungen, und ihr Einsatz wird anderweitig nötig. Davon mehr in der nächsten Episode.
Autsch! Aufmerksame Leser unserer Berichte erinnern sich vielleicht an eine ähnlich betitelte Episode im Februar 2012. Damals hatte Peter sich die Achillessehne gerissen. Ende Mai 2013 aber ist ein anderer der Leidtragende ... Ein sehr tapferer, sei gleich angemerkt.
Zu den regelmäßigen Aktivitäten von Claudia, Niklas und Jonas gehört der Besuch im Karlsruher Zoo. Claudia hat sich eine Jahreskarte gekauft. 33 Euro ist die "teuer", etwa der Gegenwert eines einzigen Besuchs in Sydneys Taronga. (Generell kommen uns Lebenshaltungskosten in Deutschland niedriger vor als in Sydney. Das aber nur am Rande angemerkt.)
Nach dem Kindergartentag geht es auf dem Fahrrad direkt weiter in den angrenzenden Stadtgarten, der die Tiergehege beheimatet. Und nicht nur die, sondern auch einen der größten Spielplätze Karlsruhes. Und hier ist es, wo es passiert.
"Es", das ist nach Berichten von Niklas und Jonas das Spiel auf einem rotierenden Karussell, das von größeren Kindern immer stärker beschleunigt wird, bis sich Niklas nicht mehr festhalten kann ... Claudia findet den laut schreienden Sohnemann neben dem Spielgerät. Entgegen seiner sonstigen Art lässt er sich gar nicht beruhigen. Als dann die ersten anderen Eltern nachfragen, ob denn alles in Ordnung sei, und als Niklas bei jeder Körperverlagerung auf Claudias Schoß aufschreit, wird klar, dass es um mehr als ein paar blaue Flecken geht. Claudia macht sich auf den Weg ins Krankenhaus.
Das an sich ist schon eine Herausforderung mit zwei Kindern, drei Fahrrädern, Rucksäcken eines Kindergartentages sowie den Einkäufen für den Abend, an dem Ingeborg und Manfred uns besuchen wollen. Die Fahrräder bleiben einfach vor dem Zoo, der Rest wandert in ein Taxi. Im Krankenhaus dann die Gewissheit: gebrochenes Schienbein. "Glücklicherweise" ein glatter Bruch, und der Knochen ist noch zusammen. Eine Operation ist daher unnötig. Aber fünf Wochen Gips, da kommt der tapfere Niklas nicht drumherum.
Im Laufe der Zeit spielen sich neue Routinen ein. Der Gang zur Toilette bedeutet zwei Tage nach dem Unfall nicht mehr stechende Schmerzen. Niklas hat sich an neue Schlafpositionen gewöhnt. (Und übrigens an ein neues Bett; denn in den ersten Tagen darf er neben Claudia schlafen; Peter wandert ins Etagenbett unter Jonas.) Schließlich hat Claudia den genialen Einfall, einen Rollstuhl zu organisieren. Der gibt Niklas ein wenig Beweglichkeit. Genug jedenfalls, so dass er nach einer guten Woche wieder in den Kindergarten "gehen" kann. Dort ist er der Star, und alle anderen Kinder wollen unbedingt mal "Rolli" fahren. Ein Privileg, dass allerdings den besten Freunden vorbehalten bleibt.