August 2002

Lange nicht gefunden, aber endlich...

Wale im Hafen. Kaum war der Juli-Bericht geschrieben und auf dem Server abgelegt, haben wir doch noch gesehen, worauf wir sooo lange gewartet und gehofft hatten: Wale in Sydney! Am 31. Juli bekommt Claudia von Peter den Anruf, daß Kollegen schon am Vortage Wale zwischen Manly und Sydney gesehen hatten, und diese am Morgen bei "Shark Island" gesichtet worden waren. Darauf machen sich Claudia und Bine mit Ferngläsern und Fotoausrüstung auf den Weg zu Circular Quay und starten dort ihren Wale-Beobachtungs-Tag auf den Sydney Ferries, die zur Feier der Sensation Umwege fahren und sich längst nicht mehr an ihren Fahrplan halten. So kommen die Fährpassagiere in den Genuß, bis zu 10 Minuten lang mit der Fähre neben den Walen zu verharren. Die Wale schwimmen weiter an der Oper vorbei unter die Harbour Bridge zu Milsons Point und McMahons Point. An diesem Tag stehen die Büros in Sydney fast leer, denn wer immer sich seine Arbeitszeit etwas einteilen kann, kommt zum Hafen. Zur Mittagszeit verlassen auch Peter und Eric ihre Büros, und später stehen wir an Land während die Wale 6 Meter (!) von uns entfernt herumtollen. Siehe auch unsere Photogalerie "Wale im Hafen".

Kayak-BBQ im Lane Cove National Park. Für den ersten Samstag im August planen wir eine lange Paddeltour durch die Lane Cove (siehe auch den Monatsbericht Juli, in dem wir von der Lane Cove berichten). Etwa 3 Paddelstunden von uns entfernt wird die Lane Cove zu einem schmalen, ruhigen Wasserlauf, an dessen Uferbänken die Nationalparkverwaltung Picknickbereiche errichtet hat. Und da wir nur ein Kayak haben, bekommt Peter die "Frühschicht" – er muß dorthin paddeln – während Claudia die "Spätschicht" – den Heimweg – bekommt. Während Peter sich also keulenschwingend auf den Weg macht, schultert Claudia den Rucksack mit Grillkohle, Fleisch, Gemüse und Bier und läßt sich mit Bus und Bahn an den verabredeten Zielpunkt bringen. Das Feuer ist soeben entfacht, da nähert sich Peter bereits im gelben Kayak der wunderschönen Idylle aus Eukalyptusbäumen, Enten, Papageien und Sonnenschein. Barfuß (immer noch Winter!) genießen wir das allererste selbst organisierte Picknick unseres Lebens und sind völlig im Frieden mit uns selbst. Später bricht Claudia für den Rückweg auf. Der Wind frischt auf, zunächst schiebt er von hinten, dann nähern sich dunkle Wolken und der Wind dreht auf Gegenkurs. Im kleinen Kayak merkt man erst so richtig, wie sehr man den Naturgewalten ausgesetzt ist. Die erste Front zieht glücklicherweise nördlich vorbei, doch häufig ist Claudia kurz davor, irgendwo an Land zu gehen und aufzugeben. Schließlich pustet der Wind beim letzten, ungeschütztesten Teil der Tour noch einmal kräftig von hinten, und wellenreitend erreicht sie das heimatliche Ufer. Ufff! Aber toll war es, und wir wiederholen es garantiert mal bei weniger Wind.

Claudia und tausende andere bereiten sich auf's Rennen vor

City2Surf. In den Monatsberichten haben wir bisher noch nicht erwähnt, daß Claudia und Bine seit Mai regelmäßig joggen. Es gibt eine schöne Trainingsstrecke von 7 km um die Iron Cove (siehe auch Tipps für Sydney-Besucher – "Wie die Sydneysider"). Ende Juni haben beide an einem Fun Run in Homebush teilgenommen, während die Männer anfeuernd daneben standen ;-) Und so hat sich Claudia für den großen Stadtlauf City2Surf angemeldet (siehe auch Photogalerie "City2Surf"): 14 km von der Innenstadt bis Bondi Beach an die Strandpromenade. 65.000 Teilnehmer sind gemeldet, eingeteilt in drei Gruppen: rot für "qualifizierte" Läufer, blau für "normale" Läufer und gelb für "Back of the Pack" – also Wanderer, Kinderwagen-Schieber etc. pp. Durch den Homebush-Lauf qualifiziert sich Claudia für die schnellen Läufer... Peter wird an diesem Tag Photos schießen. Der Tag des Ereignisses wartet mit allerschönstem Sonnenschein auf, der heißeste Tag seit Monaten. Die Massen strömen in die Stadt, wir werden von unseren Nachbarn im Auto hingefahren. Die Organisation ist hervorragend: ein Einbahnstraßensystem bei der Registrierung sorgt für einen geregelten Menschenfluß, es stehen Transporter bereit, um Gepäck (also: Badesachen und frische Wäsche) ans Ziel zu transportieren. Nur Damentoiletten gibt es notorisch zu wenige (nebenbei: der einzige Ort, in dem die Damentoiletten nicht überfüllt sind, ist der Lehrstuhl PI4 in Mannheim). Unangenehm sind die letzten 30 min. vor dem Start, denn dann sammeln sich alle an der Startlinie, und bei 16.000 Läufern alleine in Claudias Gruppe wird es schnell verdammt eng und heiß. Endlich fällt der Startschuß, die ersten Meter sind chaotisch, "Nur nicht Fallen" heißt die Devise (und nach ihrem Sturz zwei Wochen zuvor weiß Claudia, was das heißt), doch dann kommt alles bald in Trott. Claudia erwischt einen sehr guten Start, mit der Folge, daß sie auf den ersten 5 Kilometern beständig überholt wird. Trinkstationen kündigen sich von weiten durch lautes Zerbersten der weggeworfenen Becher unter den tausenden von Füßen an, und brav befolgt Claudia den Ratschlag der Nachbarn, an JEDE Trinkstation zu gehen. Es ist heiß und hell. Ab km 4 stehen viele Anwohner mit Gartenschlauch am Wegesrand und dankbar läuft Claudia durch jede Dusche auf ihrer Seite. Zwischen km 5 und 7 liegt der berüchtigte "Heartbreak Hill" – 1.6 km beständig bergauf. Aber hier endlich rentiert sich Claudias anfänglich langsames Tempo: Viele fangen an zu gehen, einer nach dem anderen wird jetzt überholt. Bei km 7 gibt es eine Zeitanzeige: 48 min. Die schnellsten Läufer sind jetzt bereits im Ziel (41 min 37 sec). Viele Musikkapellen stehen am Wegesrand und spielen den Läufern ein Ständchen, viele Zuschauer am Wegesrand rufen "Keep on running!", dazu die Wasserschläuche – es ist ein Riesenspaß. Die zweite Hälfte des Laufes ist für Claudia schon deswegen angenehmer, weil das Tempo jetzt homogener geworden ist und sie nicht mehr ihre gesamte Aufmerksamkeit auf das Nicht-Fallen lenken muß. Bei km 13 merkt sie, daß sie noch Reserven hat und legt Tempo zu. Im Zieleinlauf gibt es vier Tore: 1: Ziel. 2: Zeitkärtchen werden ausgeteilt. 3: Zeitkärtchen werden mit der Laufnummer wieder eingesammelt. 4: Trinkstation. Zwischen Tor 2 und 3 steht Peter neben der Absperrung. Er hat Claudia wirklich inmitten der 10.000en gerade ankommenden Läufer gefunden!! Und so gibt es sogar ein Photo mit Zeitkärtchen, das belegt: 90:38 Minuten; eine Woche später steht in der Zeitung, daß dies für Platz 15.042 gereicht hat. Am Strand treffen wir nach dem Lauf noch Silvia und Andreas, die ebenfalls mitgelaufen sind. Siehe auch unsere Photogalerie "City2Surf".

Gewinn der Winter Series. Der Nachteil von City2Surf war, daß Peter an diesem Tage seinen Steuermann Michael versetzen mußte. Seit Beginn der "Winter Series" im Mai sind die beiden hervorragend gesegelt, fast immer auf einem der vorderen Plätze gelandet (was bedeutet: 2 Flaschen Bier als Preis), und haben ernsthafte Ambitionen auf den Gewinn der Serie. Dazu aber kommt es auf die letzten beiden Rennen an! An City2Surf wird Peter von Emma vertreten, und die Jolle "Mr Peabody" gewinnt den 2. Platz. Noch ist alles offen. 14 Tage später beim letzten Rennen der Winter Series gehen Michael und Peter extra früh an den Start, um eine gute Position zu erwischen. Wind mäßig bis schwach. Das ist schlecht für dieses Boot, das seine ganze Kraft erst bei viel Wind ausspielt, wenn alle anderen kentern, "Mr Peabody" jedoch wie ein Fels in der Brandung aufrecht stehen bleibt. Und so kommen sie erst nach ihrem stärksten Konkurrenten "Syntax" ins Ziel. Bei der anschließenden Preisverleihung – wie schön – werden sie trotzdem zum Gewinner der Winter Series gekürt und zum Beweis mitsamt Pokal fotografiert. Herzlichen Glückwunsch! Das der Pokal das Ergebnis eines falschen Streichergebnisses ist, und daß sie den Pokal später wieder abgeben müssen, wollen wir hier lieber verschweigen... ;-)

Mountain Biking. Am Samstag, 17. August haben Claudia und Peter unterschiedliche Pläne: Peter verbringt einen faulen Tag in der Stadt. Bei schönstem Sonnenschein fährt er mit dem Bus nach Norden und genießt einen langen Strandspaziergang in Cronulla und Dee Why. Die Brandung tobt um die Felsen des Marineparks zwischen den beiden Stränden, einige Drachen-Surfer üben an Land, ihre überdimensionalen Drachen zu beherrschen (die Dinger sind mit einer Art Trapez am Körper befestigt und so groß, daß sie einen Menschen von 80 kg manchmal in die Luft heben). Claudia geht derweil mit drei Freunden auf die erste (und einzige?) Mountain-Biking Tour ihres Lebens durch die Blue Mountains. Die anderen sind so nett, in regelmäßigen Abständen auf sie zu warten ;-) Beim abschließenden Grillen (keine Gabel, kein Teller) hält man das Steak in einem Hot Dog-Brötchen fest – und plötzlich spürt Claudia einen Windhauch an ihrem Ohr, ein Gewicht auf ihrer Hand, und da entfliegt ein Kookaburra mit ihrem Steak im Schnabel! Dabei sehen diese Vögel immer so nett und unschuldig aus, wenn sie im Baum sitzen und auf uns herab schauen!

Video-Abend bei Silvia und Benjamin. Enden soll dieser Bericht mit einem Mittwochabend, den Claudia bei Silvia und Benjamin verbringt. Sie holt Silvia am Arbeitsplatz ab und bekommt eine kleine Führung durch das Institut, holt Benjamin von der deutschen Schule ab, und wird für den Abend eingeladen. Und weil Claudia Benjamins Hogwart-Express bewundert, aber nicht weiß, was es mit den beiden goldenen Schlüsseln und der Schatzkiste auf sich hat, machen die drei sich einen tollen Abend mit Harry Potter und Knoblauchbaguette. Herrlich!!