Juni 2006
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Fussball-WM. In Australien ist eine heiße Diskussion entbrannt, ob 'Fussball' nun mit 'Football' — der Begriff ist hier eigentlich dem eher Rugby-ähnlichen Australian Football vorbehalten — oder 'Soccer' zu übersetzen ist. Nichtsdestotrotz steht das Land vereint hinter der eigenen Mannschaft, den Socceroos, die zum ersten Mal nach 32 Jahren den Sprung in die Endrunde der Fussball-WM geschafft haben. Für vier Wochen sind Cricket, Rugby, Football (Aussie Rules) und Hunderennen tatsächlich von den Titelseiten verbannt. Und natürlich sind auch Claudia und Peter angesteckt. Unser Erbgut macht's uns etwas schwerer: Nach dem Motto, "Zwei Herzen wohnen, ach, in meiner Brust", tragen wir abwechselnd unsere von Anja mitgebrachten Deutschland-Leibchen (siehe Foto) oder lassen die grün-goldene Socceroos-Flagge am Auto wehen. Der Fussballgott ist glücklicherweise gnädig und lässt "unsere" beiden Teams nicht aufeinander treffen ...
Fanden die Spiele der WM 2002 in Japan und Korea noch zur besten Kneipenzeit statt, so ist diesmal ein gehöriges Stück Selbstüberwindung vonnöten, um dem Geschehen live am Fernseher beizuwohnen: Die "günstig" gelegenen Spiele beginnen morgens um 5 — mit einer verfrühten Tasse Frühstückskaffee gerade noch erträglich — alle anderen aber um 1 Uhr oder 3 Uhr in der Nacht. Deswegen verwundert es kaum, dass die Fans aller Couleur, egal ob grün-gold oder schwarz-weiss, an den dunklen Ringen unter den Augen zu erkennen sind.
Peters Geburtstag. Bekanntlich musste sich Peter seit dem Umzug nach Down Under von den heiss geliebten Sommergeburtstagen verabschieden. Winter, das bedeutet hier zwar nicht unbedingt mit dem europäischen Pendant vergleichbare Tagestemperaturen, wohl aber frühe Dunkelheit und dann doch ungemütliche Gradzahlen. Folglich wird Peters Diesjähriger zur Mittagszeit gefeiert. Und so treffen an einem Juni-Sonntag-Mittag so etwa 25 Freunde bei uns auf der Terrasse ein, um Hamburger, Bier, Apfelstrudel und Kaffee mit uns zu teilen. Nicht nur eine willkommene Gelegenheit, Zeit mit Freunden zu verbringen, sondern darüber hinaus eine "Ausrede", Renovierung Renovierung sein zu lassen: Statt den Farbpinsel zu schwingen, zeigen wir (nicht ohne Stolz) das Resultat der letzten 1000 Wochenenden — jedenfalls kommt's uns so vor ...
Als dann doch ein gut Stück nach Sonnenuntergang die letzten gegangen sind, darf sich Peter noch einen Wunsch erfüllen und ein über eBay erworbenes Objektiv für seine heiss geliebte Kamera abholen. Den absolut ersten Schuss damit seht Ihr nebenan. Versprochen, alle folgenden werden besser werden! Das ist allein schon dadurch gewährleistet, dass das Motiv das nächste Mal wieder hinter die Kamera verbannt werden wird und somit kein Unheil davor anrichten kann ...
Ein Wochenende in den Southern Tablelands. Zwei Autostunden südlich von Sydney (davon wird allein eine benötigt, um an den Stadtrand zu gelangen) sieht Australien schon ganz anders aus. Folgt man der Straße und wendet den Blick nach rechts, erinnern die saftig grünen Hänge mit vereinzelten Höfen darauf an das Allgäu. Proppere Kühe schlagen sich ihre vier Mägen voll. Ihren (laut Werbung) glücklichen Verwandten im fernen Europa haben sie eines voraus: Ihre Hänge haben Meerblick! Na wenn das nichts ist!?
Fährt man vom Küstenörtchen Kiama — bekannt wegen seines Blow Holes, eines Lochs in der Felsküste, durch das die Brandung Geysir-gleich empor schießt — ins Hinterland, so kommt man in die Gegend um die Fitzroy Falls, einen südlichen Ausläufer der Blue Mountains. Noch ein Stück weiter lädt die alte Siedlung Bundanoon ein, sich durch die angebotenen Antiquitäten zu wühlen (und kaufen). In Bundanon — man beachte: ein 'o' weniger und 25 Kilometer entfernt — hat sich eine Kolonie von Künstlern niedergelassen, denen man über die Schultern schauen kann. Jede Menge Abwechslung also.
Wir beide verbringen das erste Juni-Wochenende also in dieser Gegend. Leider ist das Künstlerdorf verwaist, aber die Wasserhähne beim Kiama Blow Hole und den Fitzroy-Wasserfällen sind aufgedreht ;-) Die Nacht verbringen wir in einem zur Unterkunft umgebauten Eisenbahnwaggon, den ein (vermutlich spleeniger) Sammler auf seinem Areal in den Bergen aufgebaut hat. Ein anderer Waggon dient als kuscheliges Restaurant, in dem wir es uns so richtig gut schmecken lassen, ehe wir nach einem Tag voller Eindrücke früh ins Bett fallen.