Juni 2007
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Regen dass die Welt untergeht. Bleiben die südöstlichen Passatwinde aus, die normalerweise grosse Wassermassen von Südamerika in den westlichen Pazifik — und damit auch vor die Küste Australiens — treiben, so kehrt sich dieser Wassertausch um: Im Vergleich zu einem normalen Jahr sind die Ozeantemperaturen vor Südamerika wärmer, der kalte Humboldt-Strom versiegt, der Nährstoffgehalt im Wasser geht zurück und damit die Anzahl der Fische. Die Fischerei in Peru, Ecuador und Chile kommt zum Erliegen. Ausserdem kommt es dort zu sintflutartigen Regenfällen.
In Australien hat dieses sogenannte El Niño-Phänomen gegenteilige Auswirkungen: Die Wolken regnen sich bereits über dem Meer ab, an der Ostküste herrscht Dürre. Australien durchlebte seit 2002 die längste Folge von El Niño-Jahren. Doch im April sagt der Wetterdienst, hier BoM (Bureau of Meteorology) genannt, aufgrund der Ozeantemperaturen vor Chile vorsichtig die Rückkehr zu einem normalen "La Niña-Jahr" voraus. Davon ist nichts zu spüren, bis dann im Juni der Himmel seine Schleusen öffnet: Es regnet ohne Unterlass. Es regnet so stark, dass unser Pool mehrmals überläuft und ausgepumpt werden muss. 150 Liter Regen pro Quadratmeter in einer Nacht, und das Stund um Stund um Stund. Es regnet so stark, dass ein Stück des Pacific Highways nördlich von Sydney unterspült wird und einstürzt, dass das Wasser im 100 Kilometer nördlich gelegenen Newcastle einen Meter hoch in den Straßen steht, und dass ein 76000-Tonnen-Frachtschiff an den Strand gespült wird.
An diesem Wochenende, als die Nachrichten voll sind von unterspülten Straßen und auf Häuser fallenden Bäumen, ist Claudia alleine in Sydney. Peter weilt bereits in Deutschland (siehe unten). Ein Glück, daß wir 2 Wochen vor Peter's Abreise auf das Haus geklettert sind und alle Regenabflußrohre von Blättern (und auch von nestbauenden Possums!) befreit haben. Gut auch, dass der starke Wind aus Süden kommt, denn Richtung Süden liegt das Haus geschützt. Nur die Nordwest-Winde können gefährlich werden.
Während das Wetter in Sydney seinen Weg in die internationalen Nachrichten macht, liegt Claudia zudem mit einer unbekannten Lebensmittel-Allergie im Bett, am ganzen Körper juckend. Aber was kann es besseres Wetter geben für 3 Tage im Bett als Weltuntergangs-Wetter, bei dem man das Haus eh nicht verlassen kann? Immerhin wissen wir seit diesem Juni-Wochenende, dass das Dach um die neuen Kaminabzüge herum auch wirklich dicht ist!
Besuch in Deutschland. Drei Jahre ist es her, seit Peter zuletzt in Deutschland war. 2007 ist es nun wieder soweit: Projektarbeit und Austausch mit den Kollegen sind Grund genug für seinen Arbeitgeber, ihn für 5 Wochen in den Heidelberger Raum zu holen. Wie schon bei den Besuchen davor schlägt Peter in Schwetzingen Quartier auf — Nostalgie ...
Hier soll es natürlich um die private Seite dieser eineinhalb Monate gehen. Denn Peter nutzt die Gelegenheit, um noch eine sechste Woche, diese reinaus Urlaub, anzuhängen. Doch davon später. Zuerst dreht sich alles, wie schon im Juni 2004, um Geburtstage. Wir nehmen hier gleich Peters Geburtstag Ende des Monats vorweg und bemerken, dass die Freunde und Verwandten sich diesmal nicht an die Vorgabe halten, nur leicht transportierbare Geschenke zu machen: Unter den Gaben finden sich zwei Waagen und drei Windlichter. Allesamt schön — und eines schwerer als das andere ... Mitte Juli wird einiges Übergepäck den Weg nach Down Under antreten.
Weitere Juli-Geburtstagskinder sind Peters Mutter Gisela — wie üblich im Sommerurlaub in Deutschland — und unser Trauzeuge Jörg. Und hier nun die Überraschung: Auch Claudia fliegt rechtzeitig für diese Feiern ein! Für sie ist Deutschland 2007 ein reiner Urlaub, und sie verbringt die Tage mit Besuchen bei Freunden, Wanderungen, Einkaufen gehen. Abends geht's dann in den Biergarten, wo Peter dazustößt.
Besonders erwähnenswert ist ein Sonntag, an dem wir Claudias Cousin Torsten treffen. Die Gemeinden entlang des Neckars feiern den autofreien Radsonntag "Lebendiger Neckar", schliessen Teile der Uferstraße, bauen Zelte und Imbissbuden entlang der Strecke auf. Peter leiht sich im Hotel ein Rad, Claudia bekommt eines von unserer Freundin Andrea (und macht den deutlich besseren Deal ...), und auf geht's! Wir geniessen Frühstücksbuffet in Heidelberg, ehe wir bis nach Hirschhorn radeln. Torsten hatten wir seit acht Jahren nicht gesehen, und die Zeit vergeht mit Erzählen wie im Fluge. Wir hatten schon fast vergessen, wie toll Radfahren in Deutschland ist!