Juli 2007

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Von Angesicht zu Angesicht

Runder Geburtstag (oder: der doppelte Siegfried). Zugegeben, nicht von ungefähr weilen wir ausgerechnet im Juni/Juli in Deutschland. Zum einen ist es Sommer in Europa, während Australien friert. Aber ausserdem hat Claudias Vater Siegfried Freunde aus Nah und Fern zur Feier seines 70. Geburtstages zusammengetrommelt. In einer recht verregneten Woche bekommt er an den entscheidenen Tagen schönsten Sonnenschein serviert: Mittwochs für die Feier mit den Nachbarn, und Sonntag bei der Feier mit Freunden und Verwandten. Im Fürstensaale des Schlosses zu Schieder wird stilvoll gespeist.

Siegfried hatte uns schon Monate zuvor gebeten, die Einladungskarten zu diesem Ereignis zu gestalten, und wir hatten uns nicht lumpen lassen (klar, wir mussten ja die Kosten nicht übernehmen ...): Die querformatigen Klappkarten mit Porträt auf der Vorder-, Anfahrtskizze auf der Rückseite und den Details in der Mitte legen die Messlatte höher für die noch anstehenden "70sten" im Freundeskreis. Klammheimlich haben Claudia und Peter die Vorlage mit nach Deutschland gebracht und geben in Schwetzingen bei den alten Badminton-Freunden Anni und Eddy ein grosses Banner in Auftrag, knappe 3 auf 1 Meter gross. Das soll bei der Geburtstagsfeier aufgehängt werden.

Claudia ist längst auf Rundreise durch Deutschland — ein Ausflug mit Petra ans Meer und ein Besuch in Berlin stehen auf dem Programm —, als Peter das Resultat abholt und ausrollt. Nimm's nicht persönlich, Siegfried, aber es ist schon ein merkwürdiges Gefühl, wenn einen der Herr Schwiegerpapa aus tellergrossen Augen anschaut :-)

Der Fotograph sieht überall nur noch Fahrräder

Eine Fährfahrt, die ist lustig ...

Hamburg. Wie zuvor erwähnt, war für Claudia der Deutschlandbesuch reiner Urlaub, für Peter aber Geschäftsreise zum Firmenhauptquartier bei Heidelberg. Zu Siegfrieds offizieller Geburtstagsfeier am ersten Juli-Wochenende stößt er schließlich zur Familie. Nach der Feier sind's noch vier Tage bis zum Rückflug nach Sydney, und die nehmen wir beide uns frei.

Da wir sowieso schon so weit im Norden sind, beschliessen wir, Hamburg zu besuchen. Dort wohnen Peters Onkel und Tante, Wilhelm und Bine, bei denen wir uns immer daheim fühlen. Und ausserdem waren erst vor wenigen Monaten Susi und Niklas, unsere lieben Mitbewohner vom Juli 2004, nach ihrer Referendariatszeit dorthin gezogen.

Wir hatten oft gehört, dass Hamburg und Sydney sich in vielem ähneln, und so sind wir die meiste Zeit auf der Suche nach Gemeinsamkeiten. Und stellen Unterschiede fest: In beiden Fällen ist der Hafen das Herz der Stadt, aber der Hamburger ist viel mehr Arbeitshafen, während er in Sydney vorwiegend für Freizeitaktivitäten (Segeln, Paddeln, Schwimmen) genutzt wird. Und Hamburg kommt uns vergleichsweise "klein" und übersichtlich vor. Allerdings sehen wir in den wenigen Tagen unseres Besuchs nur einen Bruchteil der Stadt. Wir erkunden die Speicherstadt, wandern durch die noch recht leere neue HafenCity, nehmen die Fähre nach Finkenwerder — ein Tipp von Claudias Kollegen Christian — und verbringen natürlich viel Zeit mit Familie und Freunden.

Ein besonderes Erlebnis für Peter ist es, nach vielen, vielen Jahren seinen Cousin Hannes wiederzusehen. Peter kann nur schätzen, aber das letzte Treffen muss 20 Jahre zurückliegen. Damals war Hannes ein etwa sechsjähriger Hansdampf auf Rollschuhen, mit dem/der mit Peter wegen des großen Altersunterschieds nichts anzufangen wusste. Nun, wo beide im Erwachsenenalter sind, ist das ein wenig anders :-) Hannes hatte einen sehr schweren Autounfall gehabt, und Peter bewundert ihn dafür, wie er durch die Rehabilitation geht und sich von Rückschlägen nicht klein kriegen lässt. Ganz grosse Klasse!

Wir verlassen Hamburg in dem Gefühl, hier willkommen zu sein und nun auch noch einen weiteren Cousin gefunden zu haben. Schade, dass es diesmal nicht zu einem Treffen mit Peters Cousine Anna gereicht hat. Aber vielleicht schaffen sie und Hannes — oder auch Wilhelm und Bine oder Niklas und Susi — es ja irgendwann einmal nach Down Under. Ihr seid uns herzlich willkommen.

Deutschland 2007, das war für uns ein Heim-Kommen, das Gefühl, gar nicht lange weggewesen und vorbehaltlos willkommen zu sein. Unser Dank geht an Euch alle, die Ihr uns dieses Gefühl gegeben habt: Gisela & Pico, Elke & Siegfried, Anne, Oliver und Anhang, Petra und Armin, Christian und Susanne, Bine & Eric, Bine & Wilhelm, Jens & Elisabeth, Susi & Niklas, die Meli mit ihren Lieben, Dani & Gunnar, Sandra, Heiko und Mathilde, Ingeborg & Manfred, Beate & Rudolf, Andrea, Katrin, Stefanie, Jörg, Gerolf, Thomas, Helge und viele, viele mehr. Wir freuen uns auf's nächste Mal.

An einem "ruhigen" Nachmittag am Himmelstempel

Mmh, lecker! Seesterne am Spieß auf einem Touristenmarkt

Schwarz-weiß hätt's auch getan: Olympiastadium versinkt im Smog

Claudia in Peking. Kaum zurück von unserem Deutschland-Abenteuer stellt Claudia fest, dass ihr noch genau 5575 Meilen fehlen, um lebenslangen Platinstatus bei ihrer bevorzugten Fluglinie zu erhalten ;-) Just die Entfernung nach Peking in China. Und "zufällig" findet dort eine Konferenz statt, zu der sie schon im Frühjahr eingeladen worden war.

Die Unterwäsche ist also gerade erst gewaschen und halbwegs trocken, als Claudia das Flugzeug ins ferne Asien besteigt. Die Konferenz und Besuche in Forschungslabors lassen ihr noch Zeit für ein Besuchsprogramm: Kung-fu und Pekingoper, Artistik und Massage, Tempel und Märkte — Claudia lässt sich treiben und dringt tief in den chinesischen Alltag ein. Sie erfährt die Gegensätze zwischen ganz arm und sehr reich, alten Hutongs, schmalsten Gassen, und neuem Glas und Beton. Ihre bevorzugten Fortbewegungsmittel sind Rikschas und Taxis, die etwa so viel kosten wie der Bus in Sydney.

Peking ist faszinierend. Es ist voller Menschen, die in den Hintergassen ein traditionelles Dorfleben führen. Es ist eine sehr sichere Stadt, niemals fühlt sie sich bedroht. Alle Manschen sind freundlich. Die Olympischen Spiele in 2008 sind überall spürbar: Die Menschen trainieren die englische Sprache, es wird wenig gespuckt. Doch im Juli/August ist das Wetter heiß und schwül, es ist anstrengend, draußen unterwegs zu sein. Die Luft besteht aus einem wabernden Weiß, die Sicht beträgt weniger als 100 Meter. Erstaunlicherweise riecht man die Luftverschmutzung nicht, aber man kann sie umso besser fotografieren. Das Olympiastadium, in dem am 8.8.2008 um 8 Uhr abends die Spiele eröffnet werden werden, liegt direkt neben dem Konferenzzentrum. Trotzdem kann man es kaum auf "Film" bannen, da es sich Tag für Tag hinter der Pekinger Dreckluft versteckt.