August 2007

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Peter beim Start

City2Surf. Nachdem in all den Vorjahren (siehe August 2002, August 2003 und August 2005) Claudia eifrig die Familienehre bei diesem klassischen Sydney-Ereignis hochhielt, ist dieses Jahr Peter am Zuge. Denn Claudia fühlt sich, so kurz nach all den Reisen, nicht ausreichend vorbereitet für einen 14km-Lauf, und ausserdem schmerzt ihre Hüfte bei stärkerer Belastung.

Peter hatte sich schon früh im Jahr angemeldet — um den Druck ein wenig zu erhöhen — und auch schon in Deutschland das Training aufgenommen. Morgens vor dem Frühstück dreht er seine Runden im Schwetzinger Wald. Nun ja, 2, 3 mal zumindest. Denn die Abende im Biergarten sind gar zu anstrengend, und da dreht man sich am nächsten Morgen gerne nochmal um ...

Natürlich rächt sich das: Kaum zurück in Sydney, muss er die Laufschuhe 3-4 mal die Woche rausholen und eine Stunde durch Turramurra rennen. Das alte Knieproblem meldet sich zurück, die Schritte schmerzen, in der letzten Woche vor dem City2Surf ist an Training nicht zu denken.

Am Tag selbst fühlt Peter sich dennoch gut und hat insgeheim vor — ohne ein Sterbenswörtchen zu verraten —, Claudias Zeit für die 14km von der Stadtmitte bis an den Strand in Bondi zu unterbieten. Doch er verschätzt sich total: Zum einen ist es an diesem Tag brütend heiss, die Hitze der 65.000 Läufer sowie der reflektierende Asphalt tragen das ihre bei. Peter schüttet an jeder Trinkstelle 3 Becher Wasser und Gatorade in sich hinein und noch ein Gläschen über den Kopf. Trotzdem ist er bei Kilometer 10 ziemlich sicher, mindestens einen Hitzschlag zu erleiden, und er bekommt Kristallweizen-Halluzinationen.

Zum zweiten kommt ihm seine eigene Höflichkeit in die Quere: Am Start, wo Claudia sich in den Vorjahren dreist nach vorne gedrängelt hatte, um mit dem Startschuss losrennen zu können, wartet er artig, bis sich die Läufer vor ihm in Gang gesetzt haben — fast 10 Minuten nach dem Startschuss!

Als wäre all das nicht genug, bremst ihn Claudia an der Ziellinie noch ein wenig ab (sie muss von seinen Absichten gewusst haben!): Dort steht sie mit der Kamera und fordert ihn auf, sich doch mal kurz brav hinzustellen und nicht so zu wackeln, so dass sie ein Foto für's Familienalbum knipsen kann. Das kostet Peter weitere 4 Sekunden.

Resultat: Er benötigt offiziell gemessene 100 Minuten und 4 Sekunden (die selbst gestoppte Zeit ist natürlich viiiiiiiiiiiel besser). Diese Zeit weiss man umso mehr zu würdigen, wenn man etwas über die Organisation des City2Surf kennt: Die 65.000 Teilnehmer starten in diversen Gruppen, die Schnellen zuerst, die wenig Ambitionierten weiter hinten. Und um in die schnellere Startgruppe für das Folgejahr zu kommen, muss man das Rennen in 100 Minuten gerannt sein. Ja, hundert ...

Immer dem Schatten hinterher

Noch'n Fahrrad. Peter hat sich Zeit gelassen, ein Rennrad zu erwerben. Er wollte nicht nur das beste (das wäre zu leicht), sondern auch zum allerbesten Preis. So hat er seit Mai die Angebote auf eBay verfolgt und kennt sämtlich Sonderangebote der Fahrrad-Online-Händler in Gesamt-Australien. Im August schlägt er schliesslich zu. Sein Fahrrad hat die hochwertigste Ausstattung von uns allen (Claudia, Kevin, Sue). Der wirkliche Clou aber ist, dass sein Rad ein Gebrauchtrad ist, mit einer bisherigen Gesamtkilometerleistng von 45 (!) km. Dafür zahlt Peter nur in etwa den halben Neupreis. Liegt es am Fahrrad, liegt es an Peter? Er radelt uns allen davon. Nicht nur, daß er schneller ist. Nein, er ist unverschämt viel schneller. Es ist so viel schneller, daß er in eine andere Liga gehört. Sofort bekommt er den Rufnamen "King of the Mountain" (Bergkönig). Wir können nur froh sein, daß Peter bergab immer die Bremsen anknallt, denn dann haben wir wenigstens dort so etwas Ähnliches wie eine Chance gegen ihn.

Der Letzte macht das Licht aus!

Mondfinsternis. Am 28. August findet eine totale Mondfinsternis statt. Nicht nur das, sie beginnt quasi direkt nach Sonnenuntergang, und damit zu einer ungewöhnlich "freundlichen" Zeit. Der erste Schatten ist um 18:51 zu sehen, ab 19:52 liegt der Mond im Kernschatten. Dieser Kernschatten ist erstaunlicherweise gar nicht schwarz, sondern der Mond reflektiert das von der Erdatmosphäre zertreute Licht und erscheint leuchtend rot. An diesem Abend machen wir — Sue und Kevin haben sich zu uns gesellt — Picknick am Strand. Vom Headland hoch über Mona Vale aus schauen wir dem Mond über dem Meer zu. Während er rot leuchtend über uns steht, reihen wir uns in die Straßenparty von Dee Why ein und genießen Take away-Kaffee aus dem Pappbecher. Als der Mond nach Stunden wieder aus dem Schatten heraustritt, sitzen wir auf den Felsen hinter dem Dee Why Rockpool und kontemplieren in den Himmel. Der Sydney Morning Herald hat eine sehr, sehr schöne Dia Show dieses Abends auf seiner Web-Seite veröffentlicht.

Ein Wochenende später in kleinerer Besetzung (auf der Fähre)

Sue's Unfall. Ein ganz normaler Samstag verläuft so ganz anders als normal.

Wir starten zu acht zu einer langen Radtour vom nördlichen Stadtrand aus bis an den Hawkesbury River und zurück. Ein ausgesprochen schönes Stück Landschaft mit schmalen, wenig befahrenen Straßen. Es ist noch klamm, und der Untergrund etwas feucht. Nach etwa 40 Kilometern hat sich die Gruppe in zwei 4er-Gruppen geteilt, und Peter — unter den vorderen vier — beschließt, kurz stehen zu bleiben und auf die Nachzügler zu warten. Doch Fehlanzeige, die sind nicht zu sehen. Peter radelt zurück und ihnen entgegen. Hinter jeder Kurve, hinter der er sie noch immer nicht sieht, gibt er nochmals mehr Gas, bis er schliesslich 5 Kilometer später auf Claudia und Richard trifft.

Was war geschehen? In einer scharfen Kurve war Sue mit dem Rad gestürzt und hatte sich die Schulter ausgerenkt. Natürlich passiert so etwas nicht neben dem Krankenhaus. Doch zufällig war ein Lastwagen der lokalen Freiwilligen Feuerwehr vorbeigekommen, hatte sie und Rad aufgeladen und zur Feuerwehrstation gebracht, wo dann die Ambulanz wartete. Kevin hatte sein Rad gesattelt und war, da er nicht mehr ins Auto gepasst hatte, hinterher geradelt. Übrig blieben eben Claudia und Richard.

Sue hatte am Vortag ihr Auto am Wendepunkt der Tour abgestellt, da sie sich den Rückweg nicht zutraute. Claudia hat nun die Aufgabe, dieses Auto zu holen. In Anbetracht ihres schmerzenden Hinterteils ist sie nicht ganz böse darüber, den Rückweg nicht radeln zu müssen ... Sie verbringt an diesem Tag 67km auf dem Sattel.

Die anderen fünf nehmen auch den Rückweg in Angriff, unterwegs geht Peter verloren, als er Claudia und Kevin trifft, die mittlerweile mit dem Auto auf dem Weg zu Sue ins Krankenhaus sind. Peter hat keine Karte, verfährt sich, hat am Ende des Tages 140km auf dem Tacho und Mühe, feste Nahrung aufzunehmen. Aber wir lernen auch: Etwa, dass man genug Mobiltelefone bei sich haben muss, um untereinander kommunizieren zu können, vor allem wenn die Gruppe auseinander reisst. Oder eine Erste Hilfe-Decke aus Alu dabei zu haben, denn unter Schock fror Sue ganz jämmerlich.

Abends ist Party bei den Brownies, und wie schon auf deren letzter Party im Mai gehen Claudia und Peter als erste heim, so müde sind sie. Was für ein Samstag!