August 2005

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Zeigt her Eure Hände

Wanderung zur Red Hands Cave. Lange schon war sie auf unserer To do-Liste: die Wanderung zur Red Hands Cave nahe Glenbrook in den Blue Mountains. Wegen Waldbrandschäden war der Weg allerdings die letzten Jahre gesperrt gewesen, so dass wir immer unverrichteter Dinge davon ziehen mussten. Im August 2005 klappt es endlich, und das gewohnte Triumvirat Sue und Kevin, Claudia und Peter trifft sich an einem Samstag Morgen zu einer stärkenden Tasse Kaffee in Glenbrook, ehe wir die Rucksäcke aufsetzen und los marschieren. Im Vergleich zum Coastal Track, der später im Monat anstehen wird (siehe unten), handelt es sich hier eher um einen Spaziergang: neun Kilometer entlang eines Baches durch Eukalyptuswald. Sydney Sandstone hat hier tolle Formationen und Überhänge geschaffen, die in früherer Zeit den hiesigen Ureinwohnern, den Daruks, als Schutz dienten. Unter einem solchen natürlichen Dach finden wir dann schließlich auch die Felsmalereien, die dem Weg den Namen gaben: Entstanden 1.500 bis 600 Jahre vor unserer Zeit zeigen sie Abdrücke und Umrisse vieler Hände, deren Eigner hier vor Regen Zuflucht gesucht hatten.

Wehe, wenn sie losgelassen — 65.000 warten auf den Start

City2Surf 2005. Wie in jedem August seit wir in Sydney wohnen: Claudia macht den City2Surf-Lauf mit, 14km vom CBD nach Bondi. Dieses Jahr hatte sie fast gar kein Training, und daher ist ihre Zeit zum ersten Mal auch langsamer als im Vorjahr. Nach 87:25 Minuten kommt sie über die Ziellinie und erringt damit Platz 14.397 (siehe auch Fun runs). Während des Laufes fragt man sich, warum man sich dies antut: Die übliche Trainingsrunde ist 7km lang, eben, und dauert ungefähr 40 Minuten. Der City2Surf ist doppelt so lang, voller Menschen — so daß das Hauptaugenmerk darauf gerichtet ist, nicht über die vielen Füße und Ellenbogen zu stolpern —, und das Allergemeinste ist, daß nach 38 Minuten (wenn die Trainingsrunde gerade zu Ende ginge) der Heartbreak Hill wartet: 1,7 km bergauf! In diesem August ist das Wetter zum City2Surf ungewöhnlich warm, und Claudia verbringt viel Aufmerksamkeit damit, die Straßenseiten zu wechseln, je nachdem, wo Bäume und Häuser gerade Schatten versprechen. Nach dem Zieleinlauf werden die Läufer an Obst- und Getränkeständen vorbeigeführt. So ein Biss in ein Orangenviertel ist wohl der eigentliche Grund, warum man so etwas macht. Hmmmm, noch nie war eine Orange so lecker wie hier am Strand von Bondi nach 87:25 Minuten :-)

Abkürzung? Nein, das ist der Weg!

Wanderung entlang des Coast Tracks im Royal National Park. Eine "RNP 2002 Revival-Wanderung" steht auf dem Programm (vergleiche Monatsbericht September 2002 und die zugehörige Bildergalerie Royal National Park). Winter ist die ideale Wanderzeit in Sydney: Tagsüber gerade die richtige Temperatur, keine Moskitos, und nicht so viele Menschen unterwegs. Nur nachts wird es empfindlich kühl — vor allem, wenn man mit dem Rucksack unterwegs ist und deswegen nicht beliebig dicke Schlafsäcke einpackt. Nachdem wir vergeblich versucht hatten, Erica und Silvia zum Mitkommen zu überreden, besteht unsere kleine Wandertruppe wieder aus den üblichen Vier: Sue, Kevin, Claudia und Peter. Wir waren den Overland Track in Tasmanien gewandert und gestehen nun, daß dieser Coast Track südlich von Sydney ein schwerer Track ist. Er folgt der Küstenlinie, und das bedeutet: Hinauf auf das Headland, hinunter zum Strand, hinauf auf das nächste Headland, hinunter zum nächsten Strand. Hinauf... Hinunter... Unser Campingplatz direkt am Strand ist vermutlich der allerschönste in ganz Australien — er wird daher hier nicht genau beschrieben — und macht alle Anstrengung wett. Nachdem wir am ersten Tag bereits eine Schlange und ein Echidna gesichtet hatten, wartet der zweite Tag mit größerem Wildlife auf: Kevin putzt sich gerade die Zähne und schaut auf das Meer, als er im Surf große schwarze Flossen entdeckt. Direkt in der Brandungszone ziehen zwei Buckelwale nach Norden. Man bedenke: Die Walsaison ist seit Anfang Juli vorbei! Alle Wale sollten inzwischen in Queensland angekommen sein, um dort in den warmen Gewässern ihre Jungen aufzuziehen. Zudem standen wir auf Dutzenden von Klippen über dem Meer, ohne Wale gesichtet zu haben. Und nun hier, direkt am Strand, 20 Meter von uns entfernt, schwimmen zwei Exemplare gelassen nach Norden. Wir sind überzeugt, daß diese beiden Nachzügler nicht den ganzen Weg nach Queensland schwimmen, sondern die rückkehrenden anderen Wale abfangen und dann die Abkürzung nach Hause nehmen werden. Wie dem auch sei, Kevin und Sue sind begeistert von unserer Tripplanung: Wetter, Zeltplatz, Schlange, Echidna, Wale — und das alles mit öffentlichem Nahverkehr von Sydney aus erreichbar.

Blick aus unserem Fenster: Brände im Nationalpark

Über Waldbrände. Spätestens seit der verheerenden Feuer um Weihnachten 2001 herum ist auch außerhalb Australiens die Gefahr von Waldbränden bekannt. Die hiesigen Wälder bestehen vorwiegend aus Eukalyptus. Dessen Rinde hängt oft trocken wie Zunder am Stamm herunter. Dazu das in der Sommerhitze fein verdunstende Öl — bei entsprechender Wind- und Wetterlage reicht dies aus, ein Feuer sich quasi explosionsartig ausbreiten zu lassen.

Weitgehend unbekannt ist allerdings, dass Waldbrände auch ein Regulativ der Natur und viele hiesige Pflanzen darauf angewiesen sind: So öffnen sich die Samenkapseln diverser Baumarten nur unter starker Hitzeeinwirkung. Waldbrände, hier Bushfire genannt, gehören also zum natürlichen Ablauf, und teilweise hat erst der Mensch ihre Wirkung von segensreich in katastrophal verwandelt. Dadurch nämlich, dass die Bebauung immer näher an die Wälder rückte und selbst im kleinsten Brandfall sofort gelöscht werden musste, konnte sich Unterholz ungestört ausbreiten. Bis dann der große Brand kam, der hierin so richtig Nahrung fand und nicht mehr unter Kontrolle zu bringen war: Brände von ungeheurer Temperatur und Größe, Feuerwände von hundert Metern Höhe, die tagelang wüteten.

Den australischen Ureinwohnern, den Aborigines, war die Bedeutung des Waldbrands im Naturkreislauf sehr wohl bewusst. Sie legten gezielt kontrollierte Feuer, um das Unterholz niedrig und dünn zu halten. Ein Bushfire, wenn es dann kam, war dadurch relativ "kalt" und brannte sich in wenigen Minuten seinen Weg durch die Landschaft, ohne großen Schaden zu hinterlassen. Bäume verlieren ihr Laub, aber schon zwei Wochen später treibt frisches Grün. Samenkapseln öffnen sich, neue Pflanzen wachsen (siehe auch unser Bericht vom Dezember 2002). Mittlerweile ist auch den Nachfahren der weissen Einwanderer dieses Prinzip bewusst, und vor der Sommerhitze wird kontrolliert zurückgebrannt — nicht selten unter Inanspruchnahme des Rats der Aborigines. Selbst über Sydney Harbour liegt daher um diese Jahreszeit oft der Geruch von Holzfeuern, und manchmal sieht man Rauchwolken am Horizont.