November 2007

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Vor dem Regen-Start: Skeptische Gesichter bei Team B-Mobile

Diesen Sommer trägt man Grün

The Gong. Alljährlich organisiert die Multiple Sklerose-Gesellschaft Australiens eine Fahrradtour von Sydney ins südlich gelegene Wollongong, The Gong. Die Idee ist, dass die Teilnehmer im Vorfeld publikumswirksam ihre selbst auferlegte "Folter" vermarkten und über Freunde und Kollegen Spendengelder sammeln. Zwei Optionen stehen zur Wahl: eine 56km-Variante von Sydneys Heathcote nach Wollongong und die vollen 90km ab St. Peters.

Peter meldet sich an und entscheidet sich für die lange Tort(o)ur ... Er versendet Emails an Freude, Kajak-Club-Mitglieder, Kollegen, richtet eine Spendenseite ein und sammelt so tatsächlich 1070 Aussie-Dollars (ca. 640 Euro) für die gute Sache. Kurz vor Toresschluss gesellt sich auch Kevin dazu, und die beiden bilden das Team B-Mobile: Unter über 10000 Teilnehmern kommt Peter in der Spendensammlerwertung immerhin auf Platz 328, als Team stehen sie an 158. Stelle.

Am Tag selbst ist es frühmorgens total regnerisch. Die ersten Kilometer gehen nur schleppend voran, weil sich tausende von Radlern eine einzige gesperrte Spur auf dem Highway nach Süden teilen müssen (während der um diese Zeit dünne Autoverkehr zwei Spuren zugestanden bekommt). Es ist nass, und Kevin und Peter müssen aufpassen, auf ihren Rennradreifen nicht ins Rutschen zu kommen.

Nach einigen Kilometern lichtet sich das Feld der Radfahrer aber, und kurz danach kommt die Sonne heraus. Ab nun geniesst Team B-Mobile das "Rennen" (das keines ist und sein will): Der Royal National Park entschädigt mit langen Abfahrten durch Eukalyptuswald für den grauen Morgen, und der Streckenabschnitt entlang des Ozeans und über die neue, vor die Klippen gebaute Strasse (Ocean Bridge) ist einfach nur spektakulär! Die beiden kommen nun zügig voran und erreichen, ganz ohne Anstrengung, nach etwa 3 1/2 Stunden das Ziel. Dort warten Claudia und Sue, die entlang derselben Strecke im Auto vorweggefahren waren und an strategisch geschickten Punkten Fotos gemacht (sowie die neueste Radfahrbekleidung studiert) hatten. Es wird gegessen, getrunken und erzählt, ehe es im Auto gemütlich und mit Kaffee-Stopps zurück nach Sydney geht. The Gong steht 2008 definitiv wieder auf unserem Programm.

Fast schon kitschig

Aila & Tom in Sydney. Am 10ten des Monats kommen Peters alter Schulfreund Tom und Aila nach Sydney. Im April 2003 waren die beiden auf ihrer Hochzeitsreise schon mal zu einer Stippvisite hier gewesen. Auch diesmal "gönnen" sie sich ziemlich genau 24 Stunden für ihren Sydney-Besuch. Da ist unser Organisationstalent gefragt, diese Zeit möglichst geschickt auszufüllen!

Wir holen Aila und Tom nachmittags, kaum eine Stunde nach ihrer Landung, in ihrem Hotel ab und fahren nach Bradleys Head, einer Landzunge nordwestlich der Harbour Bridge. Von dort aus hat man einen perfekten Blick auf Brücke, Oper und Skyline. Aber auch die Liebhaber eines feinen Tropfens kommen nicht zu kurz, denn (natürlich ...) haben wir eine Flasche Wein und ein paar Knabbereien dabei :-)

Nach diesem Aperitif geht's nach Manly, wo wir bei Risotto, Meeresfrüchten, noch mehr Wein und ein paar Stunden angeregter Unterhaltung den Tag ausklingen lassen. Aila, Tom, beim nächsten Mal bleibt Ihr aber ein bisschen länger, ja?

Ganz schön wagemutig!

Beecroft-Wochenende. Unser Freund Kevin hat für den NSW Sea Kayak Club einen Kajaktrip "um" die Halbinsel Beecroft, etwa 200km südlich von Sydney, organisiert. Im Gegensatz zu einer ähnlichen Tour im Januar 2007 paddeln wir diesmal allerdings nicht die gesamte Strecke, sondern nur entlang der "Rosinenstücke": Vom Fischerdorf Currarong geht's nach Süden entlang der spektakulären Küstenlinie. Die Klippen ragen teilweise 100 Meter aus dem Wasser heraus, und die Brandung hat im Laufe der Jahrtausende tiefe Einschnitte, Höhlen und Tunnel in den Fels gegraben. Es ist jedoch relativ rauh, so dass wir uns von den Felsen fern halten und froh sind, als wir am Südende der Halbinsel in die geschützte Bucht einbiegen. Dort geht es gegen einen immer stärker auffrischenden Gegenwind bis nach Honeymoon Bay, einer muschelförmigen kleinen Bucht, wo wir morgens die Autos abgestellt hatten.

Doch nicht nur gepaddelt wird an diesem Wochenende: Beecroft Peninsula hat auch für Wanderer und Fotographen jede Menge zu bieten, und die Büsche der Heidelandschaft stehen in schönster Blüte. Wir entdecken Felsvorsprünge, von denen aus man die wagemutigen Angler auf den Klippen beobachten kann. Und weit draussen unter dem Horizont sehen wir Buckelwale auf ihrem Weg nach Süden.

Aufgetakelt

Fahrradpendler. "Was interessiert mich mein Geschwätz von gestern?" — hatten wir nach unserem Umzug nach Sydney noch unsere Fahrräder im Keller verstaut und gegenüber allen Freuden und Verwandten im Brustton der Überzeugung posaunt, dass Sydney nichts, aber auch gar nichts für Radfahrer sei, so ändert sich unsere Einstellung in 2007 komplett. Ihr habt's in den letzten Monatsberichten schon mitbekommen: Die regelmäßigen Touren am Samstag sind fixer Bestandteil unserer Wochenend-Agenda, und Peter radelt plötzlich mit 10000 anderen nach Wollongong (siehe oben). Da ist's nur konsequent, dass er wie in den guten alten Karlsruher Tagen das Fahrrad auch als Transportmittel benutzt.

Von unserem Zuhause in Turramurra sind's etwa 20km bis ins Büro in North Sydney, und ab November geht er diese Strecke 2-3 Mal pro Woche auf dem Rennrad an. Tatsächlich ist der Norden der Stadt Fahrrad-freundlicher als unser erster Wohnort Balmain. Und darüber hinaus hat sich in den 5 Jahren seit unserer Ankunft vieles geändert in der Infrastruktur und Einstellung gegenüber Radlern. Peter hat zwei Strecken zur Auswahl: Die schnelle (und mit etwas über 19km kürzere) führt entlang einer Innenstadtschnellstraße — in Australien sind Radfahrer auf Standspuren gang und gäbe —, ehe sie schliesslich auf einer "Rennstrecke" für Radfahrer mündet: Als der Freeway umgebaut wurde, legte man parallel dazu breite, baulich getrennte Radwege an, die glatt, eben und menschenleer sind — ein Traum eines Rennradlers! Leider klafft zwischen diesen beiden Streckenabschnitten noch eine große Lücke, auf der Peter sich durch Seitenstraßen voranquält. Doch im Februar 2008 soll diese geschlossen sein, und ab dann wird die Fahrt zur Arbeit wohl nur noch 40 Minuten dauern. In North Sydney erwartet ihn eine wohlverdiente Dusche.

Auf der Alternativstrecke verlässt Peter die Schnellstraße bereits nach etwa 2 Kilometern, fährt durch den Lane Cove National Park, der die Stadt wie eine grüne Lunge durchzieht (und an dem auch unser Haus liegt), ehe er wieder parallel zum Freeway radelt. Nachteil dieser Strecke ist eine 17%ige Steigung, die mächtig in die Oberschenkel geht. Andererseits: Wer kann schon 17% Gefälle widerstehen? Peter nimmt diesen Weg deshalb üblicherweise auf dem Heimweg :-) Für die 22km benötigt er weniger als eine Stunde.

Resultat: Peter fühlt sich deutlich fitter, strammer und nimmt, ganz ohne weiteres Zutun, innerhalb weniger Wochen 3 Kilos ab, die ihn schon lange gestört hatten. Das abendliche Bier schmeckt nun doppelt so gut ...