Dezember 2007
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Urlaub in Nordwest-NSW. Claudia hatte sich im Juni/Juli ja ein paar Wochen "Auszeit" gegönnt, als sie Familie und Freunde in Deutschland besuchte. Für Peter ist der letzte längere Urlaub schon eine Weile her. Zugegebenermaßen etwas planungsfaul beschließen wir, einfach unsere Camping-Ausstattung ins Auto zu packen und ins Blaue zu fahren. Grobes Ziel: der Nordwesten unseres Bundesstaates New South Wales.
Das Wetter ist während der meisten Zeit durchwachsen; anscheinend ist die Dürreperiode endlich zu Ende. So kommt es, dass wir in Motels oder Bungalows auf Camping-Plätzen unterkommen und das Zelt nicht mehr als Ballast ist. Das erste Wochenende verbringen wir in Dubbo, das für seinen Zoo bekannt ist. Dieser ist so weitläufig, die Gehege so riesig, dass die Tiere in einer fast schon natürlichen Umgebung zuhause sind. Normalerweise fährt man im Auto über das Areal; wir aber mieten uns Fahrräder, was mehr Spass macht und uns auch näher an die Gehege kommen lässt. Besonders beeindruckend sind die 100 Jahre alten Riesenschildkröten, die sich gerne von Claudia am Hals kraulen lassen (dort können sie sich nicht selbst kratzen ...).
Auf dem Weg ostwärts schauen wir uns das Radioteleskop in Parkes an. Es spielte bei der ersten Mondlandung eine große Rolle — die australische Filmindustrie hat dies im Spielfilm "The Dish", die Schüssel, festgehalten —, als dort die Bilder für die TV-Übertragung von der Apollo-Mission empfangen wurden. Claudias Arbeitgeber CSIRO betreibt die Anlage, und wir bekommen eine private Einführung. Ein Spaziergang auf der 64m-Parabolantenne ist allerdings auch für uns tabu.
Nächster Stopp auf unserer Reise sind der Barrington Tops-Nationalpark und die Gegend um Armidale. In ersterem müssen wir keine Fotos aufnehmen, sondern können einfach die vom Februar 2003 recyclen, als wir mit Erica und Mark sowie Bine und Eric schon mal dort waren: Wieder sind die Bergkuppen in tiefen Wolken versteckt, und selbst von den angeblich besten Aussichtspunkten sieht man nur 5m entferntes Weiss.
Die Gegend um Armidale aber, der sogenannte Waterfall Highway, entschädigt mit einer spektakulären Landschaft. Vom Auto aus erscheint alles wie Wald und Wiese, grasende Kühe überall. Aber fährt man ein wenig links oder rechts von der Hauptstrasse ab, tun sich plötzlich 300m tiefe Canyons auf, die aussehen, als hätte hier vor Urzeiten ein Gigant bei seinen Liegestützen überdimensionale Handabdrücke im weichen Boden hinterlassen. Nun stürzen sich hier die gerade eben noch friedlich dahinplätschernden Wiesenbäche mit Getöse über die Klippen, und die Gischt erzeugt im Sonnenschein Regenbögen in der Tiefe. Nicht umsonst hat die UNO diese Gegend auf die Liste der Welterbe gesetzt. Und wie immer in Australien: Wo in Europa oder den USA Heerscharen von Touristen aus Dutzenden von Bussen aussteigen würden, da trifft man hier nur eine Handvoll Wanderer am Tag.
Ebenfalls UNO-gelistet ist das nächste Ziel östlich von Armidale, fast schon am Meer, der Dorrigo-Nationalpark. Das Hochplateau fällt steil zur Küste ab, und an diesem Hang findet sich einer der südlichsten Regenwälder Australiens. Natürlich schnüren wir auch hier, wie schon in den Tagen zuvor, die Wanderstiefel und erkunden die Natur zu Fuss. Lasst Euch nicht abschrecken von unserem Spezialbericht "Blutegelgeschichten", dessen Handlung sich hier abspielte; wenn Ihr die Möglichkeit habt, besucht dieses Naturwunder auf alle Fälle! Die Fotos in unserer Bildergalerie Nordwestliches NSW zeigen warum.
Die letzten beiden Tage führen uns entlang der Küste zurück nach Sydney, wo wir nach insgesamt zehn Urlaubstagen voller Eindrücke ankommen. Wir tun den Stränden, Dörfern und Städtchen wie Nambucca Heads, South West Rocks, Port Macquarie, Forster usw. sicher etwas unrecht, denn wir verbrachten hier zu wenig Zeit, um ihre Geheimnisse zu erkunden. Aber der Wow-Effekt, mit dem die Nationalparks des Tableland zuvor aufgewartet hatten, der ist bedeutend kleiner. Wahrscheinlich sind wir verwöhnten Sydneysider Strände einfach zu sehr gewohnt ...
Claudias Geburtstag. Der Dezember um Claudias Geburtstag ist die perfekte Jahreszeit für unser Sommerfest mit Freunden. Jedenfalls fast perfekt; denn just an dem Sonntag, als wir gut 20 Freunde zu uns eingeladen haben, öffnet der Himmel seine Schleusen. Der beste, da größte, Platz, um so viele Besucher unterzubringen, ist auf der Terrasse unter unserem Deck — nur lassen dessen Planken noch immer genug Nass durch, um die Party ordentlich zu verwässern! Zum Glück haben wir eine Plastikplane, die wir obendrüber ausbreiten, und just als der Platschregen durch einen Monsun-ähnlichen Wasserfall noch gesteigert wird, kommen auch die Brownies und helfen mit ihren Planen aus. Uff, nochmal Glück gehabt!
So kann der Tag dann doch wie geplant über die Bühne gehen: Wir grillen Hackfleisch-Klopse für Hamburger, und zum Dessert gibt es — typisch australisch — Pavlova, ein Meringue-Boden mit Sahne und Früchten. Pappsüß und superlecker!
Erst am frühen Abend verlassen unsere Gäste das Fest, das schon am Vormittag als Frühschoppen begonnen hatte. Und die Brownies leisten uns sogar noch zum Abendessen Gesellschaft. Nun aber im trockenen Haus, wo die Kinder Maya und Max, wie sie stolz verkünden, "ihre" Schlafzimmer beziehen, nämlich das unsere und das für Gäste. Maya, Max, Irina und Matthias, Ihr seid immer gerne gesehen in unseren, "Euren" Vier Wänden :-)
Weihnachten bei den Brownies. Seien wir ehrlich: Weihnachten europäischer Prägung und australischer Sommer passen einfach nicht zusammen. Bei 35 Grad im Schatten wird einem auch bei "Leise rieselt der Schnee" nicht so recht warm ums Herz — höchstens von den Temperaturen.
Und so hatten wir die letzten Jahre Weihnachten entweder in australischer Manier mit Barbeque und Strandbesuch verbracht oder gleich ganz ausfallen lassen. In 2004 wanderten wir stattdessen entlang des Overland Tracks in Tasmanien. In 2006 waren wir vorzeitig in Urlaub gefahren, um der Meute der Reisenden, die sich üblicherweise am 2. Weihnachtsfeiertag auf den Weg machen, aus eben selbigem zu gehen.
Doch dieses Jahr ist alles anders: Unsere "Ersatzfamilie", die Brownies, laden uns zu Heiligabend ein. Und da die Kinder Maya und Max richtig deutsch feiern sollen, ist ein Weihnachtsbaum aufgestellt, und es liegen Päckchen darunter. "Oh Tannenbaum" klingt aus dem CD-Spieler, die Kinder singen mit, aus einem Kinderbuch wird die Weihnachtsgeschichte vorgelesen. Selbst das Essen, Ente, Knödel und Rotkraut, ist fast traditionell — Puristen würden das Krabben-Cocktail als Vorspeise vielleicht als "zu Aussie" abtun, aber das ist uns egal.
Ausser uns sind noch ein weiterer Peter eingeladen, der gerade erst nach Sydney zurückkehrte und dessen Familie erst im Januar nachfolgen wird, sowie Vanessa. Die steuert zum Menü noch eine Schwarzwälder Kirschtorte bei — na, wie gut ist das? Jedenfalls lassen wir Waage Waage sein und diesen Sabotageakt auf unsere Abnehmbemühungen willig über uns ergehen. Wieviele Kilometer muss man radeln, um ein Stück Schwarzwälder wieder wettzumachen?
Irina, Matthias, ein ganz dickes Dankeschön für diesen Abend und dass Ihr uns als Ersatzfamilie angenommen habt. Es ist unendlich wertvoll, Freunde wie Euch zu haben.
Der 1. Feiertag am 25sten, an dem die Australier ihr Weihnachten feiern, vergeht relativ ruhig: Vormittags ist Sydney ausgestorben, und für den Nachmittag und Abend laden wir Sue & Kevin sowie Janet & Paul — deren Familie wohnt 17000km entfernt in England — zum Abendessen am Pool ein. Was der 2. Feiertag bringt, davon berichten wir weiter unten.
Sydney–Hobart. Am 2. Weihnachtsfeiertag, hier Boxing Day genannt, startet traditionell die Segelregatta von Sydney nach Hobart. Es ist einige Jahre her, dass wir diesem "Fixpunkt" im Bewusstsein der Sydneysider beiwohnten: In 2002 wurden wir vom Regen fast ertränkt, als wir die Armada der Millionen-Dollar-Jachten von North Head aus beobachten wollten. In 2003 schauten wir von den Kajaks aus zu, die meisten der Gruppe aber aus sicherer Entfernung.
Dieses Jahr haben wir uns mit Vanessa verabredet, nach South Head zu fahren und von dort aus zu schauen. Das Wetter hat ein Einsehen, es ist ein perfekter, aber nicht zu heißer Sommertag. Mit Ferngläsern, Kamera und Picknick machen wir uns auf den Weg, sammeln Vanessa im uns vertrauten Stadtteil Balmain ein, müssen dann aber 3-4km von South Head entfernt parken. Die Zufahrtstraßen zu den besten Aussichtspunkten sind mit Rücksicht auf die Anwohner gesperrt.
Am Leuchtturm von South Head ist Peter mal wieder überrascht, wie wenig Gedränge selbst riesige Menschenmassen in Sydney verursachen. Überall ist, trotz zigtausender Zuschauer, noch Platz für Picknickdecken, und jeder bekommt einen Platz in der ersten Reihe. Kein Schieben und Drängeln, Sydney hat genug Küstenlinie, so dass es selbst bei Massenveranstaltungen locker zugeht.
Beengter geht es auf dem Wasser zu: Die Crews auf den Jachten haben am Start alle Hände voll zu tun, sich eine gute Ausgangsbasis für das Rennen zu sichern. Und tausende Begleitboote, die "The Fleet", die Flotte, zwischen den Heads hinaus eskortieren — vom winzigen Seekajak bis zur 50m-Privatjacht und noch längeren Aussichtsbooten — machen ihnen mit ihrem Zickzackkurs das Leben nicht unbedingt leichter. Wir sind jedenfalls froh, auf Festland zu sein und Fleischklopse mit Nudelsalat auspacken zu können, als die Rennboote nach Süden abgebogen sind.
Das Rennen über 1170km gewinnt übrigens zum dritten Mal in Folge Wild Oats XI, diesmal in einer Zeit von weniger als einem Tag und 22 Stunden.