Januar 2008
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Feuerwerk. Wie immer beginnt das Neue Jahr mit dem spektakulären Feuerwerk, das, wie uns Eltern, Geschwister und Freunde immer wieder versichern, weltweit in den Nachrichten gezeigt wird. Bei derzeit 10 Stunden Zeitdifferenz sind hier zur deutschen Tagesschau-Zeit, 20 Uhr, schon wieder die Straßen gereinigt, die Party-Gänger auf dem Heimweg, die ersten Aspirins geschluckt.
Während wir letztes Jahr in Balmain gefeiert hatten, wo es dank der lokalen Kneipenszene hoch her ging, wandern wir dieses Jahr nach Hunters Hill, eine Halbinsel nordwestlich der Harbour Bridge. Wandern, denn wie in Balmain sind auch hier die Zufahrtsstraßen gespeert. Am Ende der Tour finden wir aber leicht einen Flecken für unsere Decke, breiten uns aus, essen und trinken und geniessen die Böllerei. Ein eher ruhiger Jahreswechsel im Freundeskreis bei bester Picknick-Atmosphäre.
Smoothy. Sommerzeit ist Mango-Zeit! Während diese süßen Früchte normalerweise um die 3 Aussie-Dollars kosten, etwa 2 Euro, sind sie nun für den halben Preis zu haben. Kauft man gleich eine Kiste, vielleicht sogar bei einem Kleinhändler am Straßenrand statt im Supermarkt, so reduziert sich der Preis auf weniger als einen Dollar. Dieses Jahr kommen die Mangos aus dem Bundesstaat Northern Territories wetterbedingt verspätet auf den Markt, zeitgleich mit denen aus Queensland. Das Überangebot freut den Endverbraucher — so auch uns: Seit Wochen steht Mango auf unserem Speiseplan. Mal "einfach so", dann im Salat oder auch einem thailändischen Reisgericht. Unumstrittener Favorit ist aber der Mango-Smoothy, ein Gemisch aus Mango, Naturjoghurt, einem Löffel Honig und ordentlich Vanilleeis. Na, läuft Euch da das Wasser im Munde zusammen?
Knut. Wir dürfen Euch Nachwuchs verkünden! Regelmässige Leser unserer Monatsberichte erinnern sich vielleicht noch an unseres Wasserdrachens Paff Eiergelege und die kurz gesichteten Jungdrachen. Nun, ein knappes Jahr nachdem die Kleinen geschlüpft sein müssten, steht plötzlich ein Wasserdrache im besten Drachen-Teenager-Alter bei uns im Garten: Der Kleine ist mit etwa 20 Zentimeter Länge viel kleiner als Paff mit ihren 70cm. Also vermuten wir, dass er etwa ein Jahr alt ist. Genauso, wie wir nur vermuten können — aber beweist uns mal das Gegenteil! —, dass er ein Paff-Sprössling ist. Auch das "Er" oder "Sie" ist in diesem Alter noch unklar; allerdings weist der markante Kopf eher maskuline Züge auf.
Kurz entschlossen taufen wir den Kleinen in Anspielung auf den (mittlerweile fast ausgewachsenen) Star des deutschen Sommers 2007 auf den Namen Knut. Knut schwimmt derzeit mit Mutter Paff Bahnen in unserem Pool und wird, wie die Mama (siehe Monatsbericht Oktober 2007), langsam handzahm gemacht.
Eileen. Oktober 2007, das Telefon klingelt. Claudias Vater Siegfried ist dran: "Die Enkelin einer meiner Cousinen reist demnächst durch Australien. Die Oma ist ein wenig besorgt. Darf ich ihr Eure Telefonnummer nennen?"
Ende Dezember steht Eileen bei uns auf der Matte. Sie hat den mutigen Entschluss gefasst (und setzt ihn nun in die Tat um), nach dem Abitur ein paar Monate durch Australien und Neuseeland zu reisen. Wir holen sie morgens am Flughafen ab, fahren direkt zum Frühstück nach Bondi — dem einzigen Punkt, den sie auf ihrer Liste der Sydney-Sehenswürdigkeiten als Muss stehen hat —, ehe es von dort in den Busch nach Turramurra geht, wo sie für etwa 10 Tage bei uns unterkommt.
Am ersten Wochenende wandern wir mit ihr, Claudias Kollege Christian mitsamt Partnerin Uta sowie Peters Kollegin Vanessa durch den Royal National Park. Der Sommer 2007/8 ist relativ kühl, so dass wir uns trauen, diese Wanderung später im Jahr als sonst (siehe z.B. Monatsbericht Oktober 2006) zu machen. Eileen knickt 100 Meter vor Erreichen unseres Zeltplatzes mit dem Fuss um, so dass Tag 2 der Wanderung für sie ins Wasser fällt. Claudia holt das Auto, fährt sie an den Zielpunkt Bundeena und läuft dem Rest der Truppe entgegen, während Eileen einen Tag am Strand verbringen "muss".
Der Fuss verheilt zum Glück rechtzeitig für die Silvesteraktivitäten. Da Tante Claudia der Ansicht ist, dass Eileen mit ihren 19 Jahren wohl nicht unbedingt an einem "gesetzten" Jahreswechsel mit uns interessiert ist, hatte sie im Vorfeld Jason, Kevins und Sues Jüngsten, angesprochen, ob er Eileen wohl auf Parties mitnehmen würde. Und das tut er. Mit dem Resultat, dass Eileen nun an von diversen "Aussie Blokes" hofiert wird und wir sie kaum noch zu Gesicht bekommen :-) So greifen wir zu einer List und laden am Abend vor Eileens Abreise sie und Jason zum BBQ ein, zu dem sich auch Sue und Kevin gesellen, und wir geniessen zu sechst ein Abschiedsessen für unseren Gast.
Tags zuvor waren wir noch in den Blue Mountains auf der Grand Canyon-Wanderung gewesen. Schade, dass das Wetter nicht mitspielte und die Aussicht auf die Three Sisters-Formation, an der wir auf dem Rückweg einen Zwischenstopp einlegten, dem Nebel zum Opfer fiel. Beim nächsten Mal organisieren wir das besser, Eileen, versprochen! (Aber wir sind trotzdem sicher, Eileen hat die Wanderung in der engen Schlucht genauso genossen wie wir.)
Eileen ist nun auf dem Weg nach Tasmanien. Von dort geht's nach Melbourne, entlang der Great Ocean Road bis Adelaide, mit dem Zug ins Rote Zentrum nach Alice Springs, Uluru, Kings Canyon etc., ehe sie via Perth und Western Australia das Land verlässt. Ein halbes Jahr wird sie dann unterwegs gewesen sein, runde 180 Tage — das Äquivalent zu neun australischen Jahresurlauben. Eileen, Du hast's gut! :-)
Noch'n Untermieter. Wie Ihr schon gemerkt habt, lautet das immer wiederkehrende Thema dieses Monatsbericht 'Untermieter'. Zum Glück haben wir so ein großes Haus. Knut und Eileen kamen sich nicht in die Quere, weil ersterer das Gebiet um den Pool, Eileen aber das Gästezimmer mit Beschlag belegt hatte. Und unser dritter "Gast" wohnt an nochmals anderer Stelle. Doch zuerst die Vorgeschichte:
Mitte 2007 stellten wir fest, dass bei starkem Regen das Wasser nicht sauber vom Dach durch den Abfluss abläuft, sondern einfach über den Rand der Rinne läuft. Das Rohr muss verstopft sein! Nun ist die Konstruktion — fragt nicht warum! — dergestalt, dass dieses Fallrohr unterteilt ist: Etwa einen Meter unterhalb der Regenrinne hört es auf, das Wasser fällt einen halben Meter frei, ehe es in einem Trichter landet, der in einem weiteren Fallrohr mündet. Und in eben diesem Trichter fanden wir jede Menge Gestrüpp. Die Leiter geholt, angelehnt, Peter hinaufgestiegen und zupackend in die Blätter und Äste gelangt. Im selben Augenblick sprang ein dunkler Schatten in den drei Meter entfernten Baum auf dem Nachbargrundstück. Von dort aus schaute uns nun mit großen, wenn auch etwas müden, Augen ein Possum an, das wir geweckt und aus seinem Nest vertrieben hatten.
Doch was sollten wir tun? Das Regenwasser muss ja ordentlich ablaufen, damit wir keine Wasserschäden an der Mauer haben. Glücklicherweise hatten wir kurz zuvor ein Buch über Nistkastenbau geschenkt bekommen, das Claudia sich sofort unter den Nagel gerissen hatte. Und tatsächlich stehen ein paar Tage später zwei sauber gearbeitete Nistkästen bei uns in der Garage. Einer davon landet — Ihr ahnt es schon — direkt neben der Regenrinne. Der Trichter wird mit Maschendraht verschlossen und steht damit nicht mehr als Nest zur Verfügung. Um unser schlechtes Gewissen zu beruhigen, spannen wir noch ein Tau zum Überqueren der Kluft zwischen altem und potentiellem neuen Nest und warten ab. Anscheinend tut sich monatelang nichts.
Im Januar 2008 entfernen wir Spinnenweben rund ums Haus (im Sommer sind die Spinnen hyperaktiv ...), als Peter probehalber mit dem langen Besen gegen den mittlerweile fast vergessenen Nistkasten klopft. Wir hatten ja schon nicht mehr dran geglaubt, aber tatsächlich: Ein Possum steckt seine rosafarbene Nase heraus und guckt aus müden Augen, wer da stört. Einen Namen hat dieser Mitbewohner übrigens noch nicht ...