Oktober 2008

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Gruppenbild mit Neuankömmlingen

Elke & Siegfried zu Besuch. Mitte Oktober kommen Claudias Eltern Elke und Siegfried zu Besuch. Gerade noch rechtzeitig, um Peters Eltern Gisela und Pico wiederzusehen, deren 4 1/2 Monate langer Aufenthalt sich nun dem Ende zuneigt. Elke und Siegfried bekommen denn auch gleich einen Schnellkurs in Sachen "Alltag seit Anfang Juli": Welches sind die schönsten Spazierwege, um als stolze Großeltern möglichst vielen Passanten die Enkel vorführen zu können? Wo kauft man die Dinge des täglichen Bedarfs am besten ein (und wie findet man dorthin ...)? Wo sind welche Utensilien unseres Haushaltes versteckt? Usw.

Die folgenden Wochen zeigen dann aber, dass Elkes und Siegfrieds Qualitäten andere sind als Giselas und Picos: Schmissen letztere — ganz ehemalige Hoteliers — unseren Haushalt mit links, sorgten für einen immer vollen Kühlschrank, gebügelte Wäsche, staubfreie Oberflächen, stellten nie gesehene Rekorde im Zwiebelschneiden und Vorbereiten eines 5-Gang-Menüs auf, so liegen Elkes und Siegfrieds Stärken eher "outdoors". Sie bringen die von Gisela und Pico begonnene Reparatur unserer Markise — die Fäden waren über die Jahre brüchig geworden — zu Ende, streichen unsere Gartenmöbel, fegen alle paar Tage die Zufahrt und entfernen Spinnenweben rund ums Haus. Als sie ihre Passion für's Unkrautjäten entdecken, müssen wir sie nach drei Tagen stoppen, damit sie nicht noch den angrenzenden Nationalpark in eine Parklandschaft verwandeln.

Aber zuvorderst waren die beiden natürlich angereist, um ihre beiden Enkel zu sehen. Entsprechend viel Zeit verbringen sie beim Füttern und Kinderwagen schieben. Als Elke und Siegfried nach fünf Wochen wieder abreisen müssen, hat es denn auch nur zu einem einzigen Besuch der Innenstadt mit Opernhaus und Harbour Bridge gereicht (wie übrigens auch für Gisela und Pico). Was für ein ungewöhnlicher Sydney-Besuch!

Den will man natürlich am liebsten behalten!

Sasha. Elke und Siegfried sind gerade erst wenige Stunden im Land, unser Haus — bis vor wenigen Monaten von zwei Personen bewohnt — ist urplötzlich Zuhause für sechs Erwachsene und zwei Babies, da kommt Claudia auf den Hund ...

Elke und Siegfried, Gisela und Pico sind mit Jonas und Niklas und Kinderwagen losgezogen, sich die Beine zu vertreten (und den Jetlag zu vergessen). Claudia beschließt, ihnen zu folgen, zickzackt auf der Suche nach Babies und Großeltern durch unser Wohngebiet, als ihr ein Hund auffällt, der ihr in jede Straße folgt. Jeder Versuch ihn abzuschütteln scheitert, so dass beide, Claudia und vierbeiniger Anhang, gemeinsam bei uns zuhause ankommen (wo der Rest der Verwandtschaft mittlerweile ebenfalls eingetrudelt ist). Der Hund scheint ein Mischling zu sein — etwas Malteser, etwas Shitsu —, durchaus gut erzogen und, wenn auch ungebürstet, recht ordentlich gepflegt. Peter schnappt sich den Kleinen und macht sich auf den Weg, entlang der Straßen, wo der Hund Claudia zuerst auffiel, an Türen zu klingeln und Frauchen oder Herrchen zu finden. Vergeblich! Und so darf unser neuer Besucher die Nacht bei uns verbringen. Bei den Nachbarn wird Futter erschnort, und für die Nacht wird ein Kissen ins Gästezimmer gelegt, damit er nicht im Haus umherstreunt.

Tags drauf, Gisela hat sich noch die Mühe gemacht, ihn zu baden und zu bürsten, geht's zum Tierarzt. Die meisten Hunde haben einen Microchip implantiert mit Daten, die zusammen mit einer Online-Datenbank zum Besitzer führen. Und so auch hier, sehr zu Claudias Leidwesen. Unser Besucher heisst Sasha und war erst kürzlich nach Turramurra gezogen. Als er's leid war, den Tag alleine in ungewohnter Umgebung zu verbringen, hatte er sich ein Loch unter dem Zaun gebuddelt und war ausgebüchst.

Abends wird Sasha von seiner Besitzerin und deren Kindern abgeholt. Claudia sieht das mit einem weinenden und einem lachenden Auge. Schließlich macht aber die Freude der Kinder über ihren wiedergefundenen Freund den Abschied etwas leichter.

Original ...

... und Kopie

Familienfoto. In der ersten Jahreshälfte finden wir in der Post ein Schreiben unseres Autohändlers: Unsere gute Kundenbeziehung will er honorieren, indem dem Brief ein Gutschein eines Fotostudios über eine Sitzung und einen Abzug der Größe 25x40 im Gesamtwert von $800 beigelegt ist. Wir sind uns keiner "Schuld" bewusst: Unser Auto hatten wir vor drei Jahren gekauft — dank Claudias Verhandlungsgeschick mit kräftigem Preisabschlag —, und seither waren wir nie wieder bei diesem Händler gewesen. Wir riechen die Finte: Nicht der Autohändler beschenkt uns; der Photograph nutzt seinen großen Adressenbestand, um Kunden ins Studio zu locken und weitere Abzüge zu verkaufen.

Trotzdem nehmen wir das Angebot an, und als wir Ende Oktober drei Generationen Schremmer-Kappelmänner beisammen haben, schmeissen wir uns in Schale und machen uns auf den Weg. Die Atmosphäre ist nett — obwohl wir frühzeitig durchblicken lassen, nur an unserem Gratisabzug interessiert zu sein —, man bietet uns Kaffees an, und das "Shooting" ist professionell. Peter bewundert Leuchten und Kamera. Natürlich werden uns beim Durchsichten der Bilder weitere und großformatigere Abzüge angeboten; aber bei Mehrkosten von $500 aufwärts winken wir dankend ab.

Das folgende Wochenende im großen Kreis nutzen wir, um selbst Familienfotos zu machen: Bettlaken als Hintergrund und ein Sammelsurium an Lampen müssen dafür herhalten. Das Resultat mag weniger professionell sein, die Entstehung der Bilder sorgt aber für jede Menge Heiterkeit.

Nein, dies ist nicht die Bürgermeisterin!

Neue Australierin. Das Ende des Monats markiert den Schlusspunkt eines langen Weges, und Elke und Siegfried dürfen miterleben, wie ihre Tochter eingebürgert wird.

Seit wir vor drei Jahren unsere Daueraufenthaltsgenehmigung erhalten hatten, war Claudias nächstes Ziel der australische Pass. Australischer Staatsbürger zu werden, stellt sich heraus, ist gar nicht so schwer. Zwar muss man seit neuestem drei Jahre ein permanentes Visum besessen haben, doch diese Gesetzänderung trifft auf Claudia noch nicht zu. Den ebenfalls neu eingeführten Test muss aber auch sie bestehen. Da aber wider Erwarten keine Fragen zum Thema Cricket, zur Garzeit eines zwei Zoll dicken Steaks oder nach der Anzahl von Bierflaschen in einem "Six-pack" gestellt werden, ist diese Übung kein Stolperstein: Nach sechs der erlaubten 60 Minuten gibt Claudia ab und hat alle 20 Fragen korrekt beantwortet (notwendig zum Bestehen sind 60%).

Die eigentliche Schwierigkeit besteht darin, die deutschen Behörden von der Notwendigkeit der doppelten Staatsbürgerschaft zu überzeugen, denn Claudia will ihren deutschen Pass keinesfalls abgeben. Dazu muss man überzeugend klarmachen, (a) warum man die deutsche Staatsbürgerschaft zwingend benötigt und (b) warum einem ohne den Aussie-Pass Nachteile entstehen. Ersteres ist einfach: Familiäre Bindungen, Rentenansprüche oder Wohneigentum in der alten Heimat, usw.

Zur zweiten Frage argumentiert Claudia Anfang 2008, als sie noch in der Forschung arbeitet, dass sie keinen Zugang zu sicherheitskritischen Daten und Bereichen hat, was sie in ihrer Projektarbeit zurückwirft und Karrierechancen nimmt. Dies reicht aus für die sog. Beibehaltungsgenehmigung.

Ende Oktober sind alle Formalitäten und Behördengänge endgültig vergessen, als Claudia in einer Feier mit etwa siebzig anderen Neuaustraliern aus aller Welt einen Eid ablegt und von der Bürgermeisterin unseres Bezirks ihre Urkunde erhält. Während wir Erwachsenen zu australischen Weisen ein Glas Wein trinken, schlafen Jonas und Niklas selig im Kinderwagen. Ob sie vom Einbürgerungstest träumen? Vermutlich nicht! Denn als hier geborene Kinder deutscher Staatsbürger mit australischer Daueraufenthaltsgenehmigung besitzen sie sowieso beide Staatsbürgerschaften.