September 2008
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Homebush Bay. Wir geben es zu: Der Charakter unserer Wochenendaktivitäten ändert sich ein wenig: Die Suche nach immer neuen, noch nicht beradelten Straßen, nicht bepaddelten Gewässern wird abgelöst durch die Frage, welche Gegend kinderwagengerecht ist sowie Fütter- und Wickeleinrichtungen zur Verfügung stellt ...
Ein solcher Flecken ist Homebush Bay, etwa 15km westlich der Innenstadt gelegen. Den Nicht-Sydneysiders ist die Gegend eher geläufig als Zuhause der 2000er Olympiade. Doch außer Stadionbauten hat sie weit mehr Historie und Möglichkeiten zu bieten.
Bereits zehn Tage nach Ankunft der ersten Einwanderer in 1788 wurden Parzellen zur landwirtschaftlichen Nutzung vergeben. Die Wentworths und Blaxlands, denen die erste Überquerung der Blue Mountains gelang — ein Unterfangen, an dem andere Abenteurer zuvor 25 Jahre lang gescheitert waren — besassen hier große Ländereien.
Einen zweifelhaften Ruf bekam die Gegend allerdings mit der zunehmenden Industrialisierung: Der Schlachthof stand hier, unzählige Schiffbau- und Chemiebetriebe ließen belastete Abwässer in den Hafen ab oder im Boden versickern. Eine Ziegelbrennerei stellte aus dem Lehm aus dem daneben liegenden Tagebau Steine her, mit denen weiter östlich die Innenstadt in die Höhe gezogen wurde.
In den 1980ern zog die Landesregierung die Notbremse, und die Vergabe der 2000er Olympiade tat ihr Übriges: Homebush Bay wurde saniert. In der Nachbarschaft der Stadien und Hallen, die auch heute noch für ihre jeweilige Sportart oder Messen genutzt werden — das Schwimmstadion z.B. wurde zum öffentlichen Hallenbad — entstehen immer neue Bürogebäude. Und für die Erholungsuchenden führen Plankenwege durch die Mangroven am Parramatta River — so heisst der landesinnere Teil von Sydney Harbour —, Fußgänger und Radfahrer nutzen ein ausgedehntes Wegenetz, am Fluss lädt ein Cafe zum Verweilen ein. Spektakulär ist ein auf Stelzen hoch über der alten Lehmgrube verlaufender Weg, genannt der "Ring Walk", eine Art Freilichtmuseum mit Informationstafeln und Blick auf die ehemalige Ziegelbrennerei (heute ein Schutz- und Rückzuggebiet für seltene Froscharten und Vögel). Entsprechend geniessen wir unseren Spaziergang und beschließen, bald wiederzukommen.
Puff is back! Mitte September finden wir in unserem Briefkasten einen Gruß der Domino's Pizza-Kette: "Puff is back!" Und tatsächlich, am folgenden Morgen zieht unsere Wasserdrachendame Paff, englische Schreibweise Puff, Euch allen sicher noch bekannt aus unzähligen Monatsberichten, seelenruhig ihre Bahnen in unserem Pool. Ob unsere Freunde von Domino's Pizza wohl einen V-Mann (oder V-Drachen) im Reich der Eastern Water Dragons — so die korrekte zoologische Bezeichnung — haben? Lesen sie solche Prophezeiungen im Kaffeesatz oder im Pizzateig? Oder hat Paff etwa — domestiziert wie sie ist (vgl. Oktober 2007) — ganz eigenständig zum Hörer gegriffen und eine Pizza mit extra vielen Motten bestellt? Wir werden es wohl nie herausbekommen! Was zählt ist, Paff ist wieder zurück und damit ein lang ersehnter Frühling. Denn über die kalten Monate hinweg fällt unsere Drachendame in Winterstarre.
Wir nehmen die lauen Tage zum Anlass, Fensterrahmen zu streichen und Gartenmöbel zu beizen. Und dann, wenige Tage nachdem Paff uns vorgemacht hatte, wie's geht, wagen wir uns selbst in den Pool. Brrrrrr, noch ziemlich kalt! Nach ein paar Bahnen freuen wir uns auf's kuschelige Handtuch. Und auf einen bunten und sonnigen Frühling.
P.S.: Die Domino's Pizza-Wurfsendung warb übrigens für eine Pizzavariante mit Blätterteig — englisch: puff pastry —-, die ihren Weg wieder in die Auswahl gefunden hatte. Naja, wer's mag ...