August 2008
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Ein Tag im Zoo. Im August werden wir "wagemutiger". Jonas und Niklas sind nun schon kräftiger, ihr Essensrhythmus ist regelmäßiger, und Claudia und Peter haben einfach mal Lust, das Zuhause zu verlassen und "wie früher" Abwechslung zu schnuppern. Zudem wollen wir unseren Besuchern Gisela und Pico auch etwas mehr bieten als Hornsby Shopping Centre :-)
Peter leiht sich also bei seinem Arbeitgeber, der einer der Sponsoren des Zoos ist, ein Familienticket aus, das uns allen freien Eintritt ermöglicht. Und dann wird der Tag wie eine militärische Aktion geplant: Wann wird ein letztes Mal gefüttert, damit unser Nachwuchs möglichst ruhig Autofahrt und erste Schritte im Zoo erduldet? Welche Dinge sind mitzunehmen? Da reden wir nicht nur von Sandwiches — das Essen in den Zoo-Kiosks haben wir in eher schlechter Erinnerung ... —, sondern natürlich auch von Wechselwäsche, Windeln, Fläschchen usw.
Wer Babies hat, weiss, dass selbst bei solch minutiöser Planung noch alles mögliche schiefgehen kann — tut es aber nicht: Jonas und Niklas verschlafen die Fahrt, geniessen die erste Stunde im Kinderwagen, den wir wie einen Schneeschieber durch die Menschenmengen bugsieren. Das schöne Wetter hat auch andere auf die Idee gebracht, einen Ausflug in diese spektakuläre Ecke Sydneys, genau gegenüber der Oper am Wasser gelegen, zu machen. Wir sehen mehr Kinderwagen als in den übrigen 364 Tagen eines Jahres zusammen ...
Einziger Wermutstropfen: Das neue Basin für Seehunde und Pinguine ist wegen finaler Malerarbeiten geschlossen, und auch die Vogelflugschau, die wir uns sonst immer gerne anschauen, findet heute nicht statt. Naja, wir nehmen's gelassen, erfreuen uns an den erst wenige Monate jungen Schneeleoparden sowie den Affen, die ihren Nachwuchs (bestimmt deutlich unkomfortabler ...) um den Bauch geschnallt mit sich tragen. Die Sandwiches schmecken, die Fläschchen für Niklas und Jonas (gemessen am zufriedenen Grunzen) ebenfalls. Ein Kaffee im Sonnenschein mit Blick über den Hafen rundet den Nachmittag ab. Wir machen uns rechtzeitig auf den Heimweg, um der Kühle zu entgehen, die noch immer recht früh am Tage kurz vor Sonnenuntergang einsetzt.
Grüne Pillen. Über 2 1/2 Jahre waren sie eine Frühstückstradition gewesen, ein liebgewordener Farbpunkt auf dem fad-weissen Porzellanteller: Die grünen Pillen, die Claudia sich für Ihre Überquerung von Bass Strait im März 2006 als Ergänzung des langweiligen Speiseplans (Bohnen, Bohnen, Bohnen, ...) zugelegt hatte. Wir haben nie herausbekommen, was genau in ihnen enthalten war. Es muss aber gesund gewesen sein, denn (a) war die Kajaktour ein Erfolg und (b) hatte Claudia sie im Gesundheitsladen gekauft. So teuer waren sie, dass sie zur viel günstigeren (Groß-)Familienpackung mit 1000 Stück Inhalt gegriffen hatte. Von da an — oder zumindest nach Ende der Tour — lautete die Aufgabe, die Pillen aus der Welt zu schaffen ...
Claudia ging diese Aufgabe über 30 Monate mit äusserster Konzentration und Willenskraft an: Jeden Morgen wurden 1–2 Pillen mit jeder Menge Tee oder Orangensaft heruntergespült, manchmal gegen die aufbegehrende Speiseröhre, die Anstalten machte, sich gegen diese Routine zu wehren. Und dann, an einem Wochenende im August 2008, ist es soweit: Die letzten beiden Pillen finden ihren Weg auf den Teller und von dort in die Claudia, welche diesen historischen Augenblick mit einem weinenden und einem lachenden Auge begeht. Wegen des Sammelsuriums an neuen Pillen — Kalziumkonzentrate, Eisen und Folsäure für Niklas und Jonas —, die ihr mittlerweile verschrieben wurden, fällt der Abschied aber dann doch nicht so schwer ...