Januar 2005
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Schwimmen gehen. Am 9. Januar quälen wir uns früh aus dem Bett: Um 6:15 Uhr steht Silvia an unserer Tür, um 7:00 Uhr sind wir alle paddelfertig in Clontarf Beach. Wir hatten uns Windstille und spiegelglattes Wasser erhofft, und erhalten stattdessen eine frische Brise und unruhige See. Silvia hat in Kevins Doppel einen starken "Buddy", aber Sue und Peter sitzen recht wackelig in ihren Booten. Regen, Wolken, Sonne, Südwind — wir haben ein wenig von allem auf unserem Weg vor South Head Richtung Süden. Der Gegenwind macht Sue zu schaffen. Wir drehen um, zurück in den sicheren Hafen. Der Rückenwind mit den "following seas" macht Peter zu schaffen. Eine hohe Welle erwischt ihn längsseits, er macht einen kontraproduktiven Versuch zu stabilisieren und findet sich mit dem Kopf nach unten im Boot hängend wieder. Silvia's Adrenalinspiegel steigt: Sie ist das allererste Mal in einem Kayak auf dem offenen Meer, und hier schwimmt Peter neben seinem Boot! Wir bekommen ihn wieder sicher hinein, aber nun sind beide, Sue und er, noch nervöser. Direkt zwischen den Heads geht Peter nochmal über Bord. Inzwischen hat selbst Silvia Routine und weiss, wie man Peter wieder ins Kayak bekommt. Endlich sind wir im sicheren Hafen. Auf Quarantine Beach gehen wir alle schwimmen, denn das Wasser ist wunderschön warm. Ist dies vielleicht der wahre Grund, warum Peter es schon vorher so oft getestet hatte?
The Great North Walk. Der Overland Track im Dezember hat uns Blut lecken lassen: Bush Walking ist in Australien auch eine nette — und trockene! — Beschäftigung. Nach einer langen Hitzeperiode sind für den 16. Januar 35 Knoten Wind und Abkühlung angesagt. Also halten wir uns vom Wasser fern und beginnen stattdessen mit der ersten Etappe unseres großen Zieles für 2005: The Great North Walk verbindet Sydney und das 250 Kilometer entfernte Newcastle. Wir starten in der City, genauer: an unserem Fähranleger in Birchgrove, und setzen über nach Woolwich Wharf. 9,5 Stunden später kommen wir in Thornleigh Bahnhof an und nehmen Zug und Bus zurück nach Hause. Dazwischen liegen 27 Kilometer Wanderung durch den Lane Cove Nationalpark, eine Mittagspause an Claudias heißgeliebtem Kookaburra-Kiosk (mit Chicken Burger, der Kookaburra Burger wurde von der Speisekarte verbannt...), diverse Schokoriegel und literweise Getränk, um dem Hitzschlag vorzubeugen. Denn der Wetterwechsel läßt uns im Stich. Den ganzen Tag begleiten uns 35 Grad Celsius...
Traditionelle Feuerzangenbowle. Auch in Australien ist Januar, und Januar ist...? Richtig, Feuerzangenbowlenzeit! Fand das initiale Ritual, bestehend aus Käsefondue, Feuerzangenbowle und gleichnamigem Film, im Vorjahr noch im August statt (siehe entsprechender Monatsbericht), mussten diesmal alle deutschen Expats eine lange Schwangerschaft lang auf die Wiederholung warten. Entsprechend durstig werden ruckzuck zwei Zuckerhüte und etwas Flüssigkeit weggetrunken (wobei sich Irina nach langer Enthaltsamkeit auch nicht mehr zurückhalten muß). Ein dickes Dankeschön an sie und Matthias für einen ganz besonderen Abend und ein tolles BBQ als "Grundlage".
Paddeln I. Wo wir gerade von Tradition sprechen: Der Donnerstag hat sich bei Claudia und Kevin als Tag für eine Paddeltour in die Nacht hinein etabliert. Und in diesem Monat sind nun auch Peter und einige unserer Bekannten dabei. Besondere Erwähnung finden soll hier der 27. Januar: Nachdem wir von Clontarf Beach kommend die Bucht vor Manly überquert haben und auf den Hafenausgang zusteuern, kreuzen zwei Haie unseren Weg. Das erste Mal "richtige" Haie (Hammerkopf und Port Jacksons hatten wir bereits). Es ist, wie man es sich vorstellt: Dreieckige Rückenflossen durchkreuzen das Wasser, immer auf gleicher Höhe bleibend (dies auch im Unterschied zu Delfinen, die Bogenbewegungen machen und wieder abtauchen). Etwas jedoch ist grundlegend anders als in unsren Vorstellungen "was wäre wenn". Wir hatten immer gedacht, wenn eine Rückenflosse auftaucht, schaut jeder zu, daß er/sie wegpaddelt, und möglichst viele Kayaks zwischen sich selbst und die Flosse bringt. Am 27. Januar paddeln alle auf die Flossen zu, um besser sehen zu können. Unsere Haie sind klein, 1.5 bis 2 Meter lang, wunderschön und majestätisch. Auf dem Weg zurück in den Hafen hinein bietet sich uns ein Blick wie auf dem Foto dargestellt: Die kleinen Wogen auf dem Wasser spiegeln das Gold der Abenddämmerung, und es ist unglaublich friedlich.
Paddeln II. Am letzten Januarwochenende fahren wir nach Port Stephens und verbringen jeden Tag auf dem und im Wasser. Jetzt im Hochsommer ist das Wasser wunderbar warm! Wir sehen Delphine, zwei Hammerhead Sharks, sogar eine Loggerhead Schildkröte, paddeln bei Hochwasser durch Mangrovenwälder und spielen mit interessanten Strömungsphänomenen herum. An diesem Wochenende gibt es eine extreme Dünung von Südost, und die Küstenwache meldet die seit jeher höchsten Zahlen von Surfunfällen. Bei auslaufender Tide trifft am Ausgang von Port Stephens Gezeitenstrom auf Dünung, und zwischen den Heads bildet sich eine massive Mauer von vier Metern brechender See. Ein- oder Ausgang in die Bucht hinein bzw. aus ihr hinaus ist unmöglich. Im Hafen selbst ist alles ruhig. Wir stecken altes Brot ein und machen eine Mittagspause an Fly Point, einem Meerespark. Tausende von Fische schwimmen um uns herum, es ist als wären wir in ein Becken von Sydney Aquarium gefallen. Surreal.