September 2009
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Elke und Siegfried zu Besuch. Jonas und Niklas bringen die Jahresplanung ihrer Großeltern gehörig durcheinander: An sich stand eine Reise nach Namibia auf dem Programm. Aber Elke und Siegfried wollen es sich nicht nehmen lassen, die Fortschritte ihrer Enkel in natura statt Skype und Webcam zu erleben. Kurzerhand werden noch drei Wochen Sydney geplant.
Nun, zu "planen" ist an sich nicht viel. Flüge sind zu buchen. Aber von Sydney und Australien hatten die beiden in der Vergangenheit genug gesehen, so dass diesmal fast die gesamte Zeit "in Familie" verbracht wird. Ein Sonntag in der Stadt, Darling Harbour, wo Claudias Eintrag auf dem Welcome Wall bewundet wird, Oper, botanischer Garten. Ein Tag im Zoo — das war's auch schon an Ausflügen.
Die restliche Zeit verbringen unsere Besucher mit Jonas und Niklas. Während Elke und Siegfried das Krabbeln auf dem Fußboden wiederentdecken, machen die Kleinen ihre ersten Ausflüge zu Fuß. Denn die Großeltern haben unendliche Geduld, ihre Enkel kilometerweit an den Händen durch's Haus zu führen. Kein Wunder sind abends alle Vier redlich müde, und Elke und Siegfried halten nicht viel länger durch als Niklas und Jonas (die immer um 19 Uhr ins Bett gehen).
Nach drei Wochen machen sich Elke und Siegfried auf den Heimweg, durch Schlaf und besagte "Trainingseinheiten" gestärkt und bestens vorbereitet für den Namibia-Urlaub nur eine Woche später.
Festival of the Winds. Ach ja, haben wir nicht gerade eben noch von den nicht vorhandenen Ausflügen mit unseren Besuchern berichtet? Nun, was interessiert mich mein Geschwätz von eben. Einen Ausflug haben wir doch vergessen.
Alle Jahre wieder findet in Bondi das Festival of the Winds statt, eine Drachensteigveranstaltung für Groß und Klein, Amateur oder "Profi". Ja, es gibt auch Drachensteigprofis, was man spätestens dann glaubt, wenn man die bis zu 20 m langen Kunstwerke sieht. Haie, Krabben, Tintenfische — was sich da alles am Himmel statt im Wasser tummelt!
Wie zuletzt in 2006 machen wir uns mit Kind und Kegel — damals gehörten die Kinder noch den Brownys und nicht uns ... — auf den Weg nach Bondi, erleben diesmal aber dank prächtiger Wetterbedingungen ein anderes Festival als die verregnete 2006er Version. Zwar ist der Himmel nicht völlig übersät mit Drachen, aber so um die hundert verschiede Modelle sind zeitgleich in der Luft. Ein toller Anblick vom Strand oder der Uferpromenade aus, wo wir's uns zur Mittagszeit gut gehen lassen. Als weiteres Highlight des Tages dürfen Niklas und Jonas mit den Füßen ins Wasser, was sie auch ganz toll finden, bis dann eine "Wave of the Day" sie völlig durchnässt und uns schließlich doch auf den Heimweg schickt.
Halbmarathon. Ihr erinnert Euch, im Mai hatte Claudia ihren ersten, ganz privaten Halbmarathon absolviert. Im September steht ein weiteres Lauf-Event an, das Blackmores Sydney Running Festival mit den Optionen Marathon, Halbmarathon, 10 km-Lauf und einer entspannten Option für Familien. Claudia meldet sich für die 21,0975 km Strecke, den Halbmarathon, an. Ihr Ziel ist es, ihre Zeit von 2 Stunden und 12 Minuten vom Mai zu unterbieten und, wenn möglich, sogar unter der Zweistundenmarke zu bleiben.
Peter ist skeptisch, denn in den letzten Monaten war Claudia weniger fokussiert gewesen. Training fand nicht mehr nach Plan, sondern sehr spontan statt. Spinning-Klassen waren populär geworden und hatten dem Laufband den Rang abgelaufen.
Am 30. September geht es um 4 Uhr 30 aus dem Bett, denn Start ist um 6 Uhr 20. Der Zug an diesem Frühmorgen ist bereits gut mit Läufern in bunten Trikots und daran festgeklammerten Startnummern gefüllt. Im Nachhinein werden wir erfahren, dass etwa 30.000 Teilnehmer bei den vier Läufen erwartet worden waren.
Der spektakuläre Streckenverlauf führt die 6.000 Teilnehmer des Halbmarathons von North Sydney über die Harbour Bridge auf eine Schleife in den Westen der Stadt, ehe es zum Zieleinlauf an der Oper geht. Peter marschiert unterdessen mit Kamera bewaffnet entlang der Abkürzung über die Brücke durch das historische Viertel The Rocks Richtung Ziel. Etwa 700 Meter davor will es der Zufall, dass er Claudia im Läufermeer entdeckt — es sind gerade einmal eine Stunde und 55 Minuten vergangen. Peter und Claudia rennen gemeinsame 200 Meter, auf denen Peter erfolglos versucht, gleichzeitig ein Foto zu schießen: Claudia wackelt einfach zuviel! Wir treffen uns etwas später in der Budenstadt hinter dem Ziel, von wo aus es dann zum Frühstück am Hafen geht, ehe wir nach Hause eilen, um Elke und Siegfried aus Niklas' und Jonas' Fängen zu befreien.
Sandsturm. An einem Septembermorgen wachen wir in eine unwirkliche Welt auf: Der Himmel vor dem Fenster ist rot — nur, dieses Fenster zeigt nach Westen, also in Richtung Sonnenuntergang! Auf unserer Zunge haben wir einen staubigen Geschmack. Später werden uns Freunde, denen es genauso ging, erzählen, dass sie Waldbrände vermuteten. Claudia hatte aber glücklicherweise am Vorabend die Wettervorhersage gelesen und wusste daher die Antwort auf das Rätsel: Staubsturm!
Ungewöhnlich starke Winde hatten im Westen New South Wales rote Erde aufgewirbelt und über viele hundert Kilometer Richtung Küste getragen. Interessanterweise war eine der Ursachen für dieses seltene Schauspiel — der letzte Staubsturm über Sydney war vor etwa 70 Jahren heruntergegangen — eine Flut. Sintflutartige Regenfälle über Nordostaustralien hatten die Flüsse anschwellen lassen und den Salzsee Lake Eyre im Landesinneren mit Wasser und mitgeführtem Schlamm gefüllt. Die danach wieder einsetzende Trockenheit ließ davon nur die rote Erde im See zurück, welche dann nach Osten getragen wurde.
Das Schauspiel macht weltweit Schlagzeilen, die deutschen Nachrichten berichten davon, und der Boston Globe veröffentlicht in seiner Rubrik "Neuigkeiten in Bildern" faszinierende Fotos.
Der Staub ist jedenfalls überall zu finden, hat den Weg durch feinste Fensterfugen ins Haus gefunden. Wohin man schaut macht sicht ein roter Belag breit. Noch wochenlang, bis zu den nächsten ergiebigen Regenfällen, sieht alles schmuddelig und kontrastarm aus.
Am Tag nach dem Sturm gibt es lange Schlangen vor den Autowaschstraßen, tags drauf zieht eine kleinere Version des Sandsturms über Sydney hinweg ... Gut, dass wir uns mit der Wagenwäsche etwas mehr Zeit ließen.
Fotomodelle. Die Wahrscheinlichkeit von Zwillingsgeburten ist in Asien kleiner als im Rest der Welt. Liegt's daran, dass wir immer wieder die Erfahrung machen, von Koreanern oder Japanern auf unsere beiden Lütten angesprochen zu werden? Wo immer wir zu viert auftauchen, ob in Manly, Bondi oder der Innenstadt, oft treffen wir auf tuschelnde Gruppen junger Asiaten, die mit Fingern auf den Kinderwagen zeigen und dann, falls sie wagemutig genug sind, uns fragen, ob sie sich wohl mit Niklas und Jonas fotografieren lassen dürfen. Wogegen wir als stolze Eltern natürlich nichts einzuwenden haben :-) Bei unserem Ausflug mit Elke und Siegfried in die Innenstadt passiert das sogar im botanischen Garten in unmittelbarer Umgebung der Oper! Eine Gruppe von Japanern lässt Oper Oper sein und tanzt stattdessen mit Babies auf dem Arm auf dem Rasen, ehe das obligatorische Gruppenfoto gemacht wird. Kaum zu glauben: unsere beiden als Stars eines Diaabends in Seoul oder Tokio ...