Januar 2011

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Blub, blub, blub

Tage im Pool. Ein relativ schlechter australischer Sommer ist noch immer ein Sommer, in dem man in Norddeutschland Hitzefrei bekäme. Zu Claudias, Niklas und Jonas Routine gehört daher oft der Besuch des Freibads. Wir haben zwar den eigenen Pool, der ist aber nicht so sicher wie das Kleinkinderbecken im Stadtteil West Pymble, etwa acht Autominuten entfernt. Neben einem 50m-Becken für die Großen gibt es drei für Babies, knöcheltief, Kleinkinder — das Wasser reicht ihnen bis an die Oberschenkel — und Schwimmanfänger: hier beträgt die Wassertiefe dann 80-90cm. Über die Wochen sind riesige Fortschritte in Niklas und vor allem Jonas Selbstvertrauen im Umgang mit Wasser festzustellen. Das Waten im Kinderbecken wird nach einigen Tagen abgelöst durch Sitzen, auf den Händen laufen, sich fallen lassen, seehundgleich im Wasser um die eigene Achse drehen, mit dem Kopf untertauchen. Bald schon bietet dieses Becken nicht mehr genügend Reiz, und ab sofort wird mehr Zeit im Lernbecken verbracht. Hier nun mit Schwimmflügeln, denn vor allem Jonas ist uns schon ein wenig zu selbstbewusst. Ohne mit der Wimper zu zucken springt er vom Beckenrand ins Wasser, taucht unter, dreht sich auf den Rücken und streckt die Zehenspitzen heraus. Niklas ist deutlich vorsichtiger und lässt uns klar wissen, was er will, falls er denn doch mal ins Becken springt: "Kika nich' tauchen!"

Claudia fühlt sich in diesen Monaten übrigens an Sommerferien zu Teenager-Zeiten erinnert: Sommer, Sonne, Freibad, Freundinnen treffen — okay, okay, die haben nun ihrerseits ein paar umtriebige Kinder dabei —, Picknick auf der Wiese, und abends müde ins Bett fallen.

Als Anfang Dezember unsere Besucher Gisela und Pico zu Hilfe kommen, wird's etwas einfacher, und wir alle verbringen auch Zeit im eigenen Pool. Peter holt die Unterwasserkamera heraus und nimmt nebenstehendes Foto auf.

Das wäre Ihr Preis gewesen: Canyon-Land Blue Mountains

"Canyoning". Claudia und Peter wollen die Tatsache ausnutzen, kompetente Babysitter zu Besuch zu haben — Gisela und Pico reisen erst Mitte Januar ab —, und für ein Wochenende in ihr "früheres Leben" ausbüchsen. Megan, mit der Claudia mehrfach gepaddelt war, hat ein Canyoning-Wochenende in den Blue Mountains organisiert.

Freitag spätnachmittags machen wir uns auf den etwa 150km langen Weg. Wir brauchen dafür gute 2 1/2 Stunden: Sydney hinter sich zu lassen, nimmt einige Zeit in Anspruch. Und die letzten 35km hinter Lithgow sind echt australische Dirt Road — unbefestigte, rote Piste mit jeder Menge Schlaglöcher und lehmig-rutschigen Passagen.

Als wir am "Campingplatz", einer Lichtung im Wald, ankommen, wartet schon ein Pärchen. Whisky-Cola trinkend sitzen sie unter einer aufgespannten Plane. Beide sind so etwa Mitte 20, und Peter kommt sich plötzlich zu alt zum Canyoning vor. Ein Gefühl, das sich legt, als peu-a-peu die anderen eintrudeln. In einer zweiten Gruppe, die unabhängig von der unseren in die Canyons (inklusive Abseilpassagen über 40 Höhenmeter) einsteigen will, liegt das Durchschnittsalter bei geschätzten 75 Jahren.

Am nächsten Morgen wacht Peter nach einer so-la-la Nacht auf einer undichten Luftmatratze mit verspanntem Rücken auf. Nicht ganz ungewöhnlich. Ungewöhnlich ist dann aber doch, als etwa eine Stunde später schlagartig Schmerzen durch seinen unteren Rücken schießen. Die Attacken werden im Lauf der nächsten halben Stunde schlimmer und kommen häufiger, bis es kaum noch Haltungen gibt, in denen er einigermaßen aushalten kann — an Canyoning ist nicht zu denken. Peter steht bei offener Beifahrertür ans Auto gelehnt. Es dauert etwa eine Stunde, bis er sich auf den Sitz gequält hat. Eine weitere Stunde über besagte Holperstrecke geht ins Land, ehe er schließlich im Krankenhaus in Lithgow mit Schmerzmitteln behandelt wird.

Es dauert etwa drei Wochen, ehe Peter seine Beweglichkeit komplett zurück hat. Untersuchungen ergeben immerhin, dass es sich nicht um Nierenprobleme handelt, sich keine Ablagerungen an den Wirbeln gebildet haben. Ein Röntgenbild nährt vielmehr den Verdacht, dass eine angeborene mechanische Schwäche des Rückgrats, genannt Spondylolysis und bei 6-8% der Bevölkerung diagnostizierbar, der eigentliche Grund ist. Viele werden nie Symptome zeigen; Peter hatte wohl einfach einen schlechten Tag erwischt. Claudia meint, dass er anscheinend langsam auseinander fällt. Pech für sie: Die Umtauschfrist ist abgelaufen ... Da die vom Arzt angeratene Therapie für Peter einfach darin besteht, abrupte Bewegungen und schwere Lasten zu vermeiden, muss sie vielmehr froh sein, wenn er auch künftig noch beim Staubsaugen hilft :-)

Die drei von der Tunkstelle

Kajak-Picknick. 2008 waren wir dort, 2009 waren wir dort, 2010 waren wir dort — nach drei Wiederholungen darf man getrost von einer Tradition sprechen. Wie in den Vorjahren findet auch in 2011 das traditionelle Kajak-Picknick bei der Lagune in Narrabeen statt.

Narrabeen ist ein Strandstadtteil in Sydneys Norden. Hier schwappt der Pazifik über den niedrigsten Teil des Strandes hinweg und erzeugt so in der dahinter liegenden Senke einen Salzwassersee, der sich einige Kilometer ins Hinterland erstreckt.

Peters Kollegin Lisa hat Freunde zum Picknick eingeladen. Lisa kennen wir, da sie Schreibtischnachbarin unseres lieben Freundes Matthias (alias Browny) ist, und folgerichtig sind die vier Brownies Matthias, Irina, Maya und Max auch da. Ausserdem noch etwa zehn andere, Australier wie auch Deutsche. Viele haben ihr Kajak dabei, um sich auf der Lagune auszutoben.

Zuerst jedoch lassen wir uns die diversen Leckereien schmecken. Kim hat asiatische Gemüserollen in Reispapier mitgebracht, dazu Erdnuss-Soße; Michelle steuert Cracker, Dips und Käse bei; und Lisa feiert ihren Geburtstag mit Selbstgebackenem nach.

Die Sonne sticht, der Sekt wird ausgeschenkt, Tony steht mit der Angelrute in der Hand knietief im Wasser und lässt sich von unten kühlen. Bald gesellen sich andere zu ihm. Jonas und Niklas buddeln Löcher in den Sand.

Dieses Jahr haben auch wir ein Kajak dabei. Unsere Nachbarn Marion und Geoff hatten es zum Sperrmüll geben wollen. Es ist ein im Vergleich zu unseren "ordentlichen" Seekajaks relativ kurzes Sit-on-top, d.h. man sitzt einfach in einer Sitzschale obendrauf. Die Kleinen sind begeistert. Sie bekommen Schwimmflügelchen verpasst und sitzen dann abwechselnd bei Claudia oder Peter mit auf dem Boot; für alle vier ist es zu kurz. Einer vorne zwischen den Beinen, einer hinter dem Rücken. Was für ein Spaß! Sommer in Sydney und mal wieder eines dieser Wochenenden, die wie ein Kurzurlaub sind.