Februar 2011

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Alles so schön bunt hier!

Click. Zuerst eine Erklärung dafür, warum Ihr in letzter Zeit so lange auf unseren "monatlichen" Berichte warten musstet: Im August 2010 hatten wir erwähnt, dass Claudia eine Geschäftspartnerschaft eingegangen war und den Verkauf von Liedern sowie Unterrichtsmaterial via Internet ermöglichen soll. Das Projekt erweist sich als umfangreicher als ursprünglich gedacht. Auch deswegen, weil Claudia mit dem von ihren Partnerinnen Jayne und Rhonda angelieferten Material kritisch ins Gericht geht, statt es einfach nur auf einen Server zu kopieren — zu unterschiedlich, zu inhomogen sind die einzelnen Komponenten. Man merkt, dass sie über viele Jahre hinweg entstanden sind. Claudia strukturiert in Diskussion mit Jayne und Rhonda alles neu und versieht es schließlich mit einheitlichem Aussehen. Peter steuert Ideen und Grafiken bei. Da alles nach "Feierabend", sprich: wenn Niklas und Jonas im Bett liegen, geschieht, verzögert sich der Starttermin des überarbeiteten Click Creative Learning um einige Wochen. Doch Anfang Februar ist es endlich soweit. Das Bildchen zeigt einen Ausschnitt der alten Webseite; das Resultat von vielen Stunden "Nachtarbeit" kann unter clickcreativelearning.com bewundert werden.

Tja, nun haben wir anscheinend keine Ausrede mehr für verspätete Monatsberichte. Aber uns fällt bestimmt wieder etwas ein ...

Kein Durchkommen

Mittagspause

Taj Mahal am Murrumbidgee

Abendstimmung

Entlang des Murrumbidgee River. Ende Februar gönnen wir uns eine Woche Urlaub. Owen, wie Claudia zertifizierter Trip-Führer in unserem Seekajak-Club, hat eine Tour entlang des Murrumbidgee River anberaumt, um seine Frau ans Kajaken heranzuführen. Der Zuspruch ist enorm; laut Owen gibt es Interesse von etwa zwanzig Club-Mitgliedern. Nach Club-Richtlinien sind das viel zu viele. Glücklicherweise hatte Claudia schon sehr früh unser Interesse bekundet, und somit sind wir dabei.

Owens Plan ist, über sieben Tage hinweg die etwa 250 km lange Stecke von Bookham bis Wagga Wagga im Hinterland unseres Bundesstaates NSW entlang zu paddeln. Es gibt eine Broschüre der Land & Property Management Authority, die für jeden Tag Campingmöglichkeiten ausweist. Stellt Euch bitte keinen kommerziellen Camping-Platz mit Duschen, Steckdosen, Café vor! Einen solchen finden wir am Ende des dritten Paddeltages sowie am Ziel in Wagga. Ansonsten aber handelt es sich um echtes australisches Bush Camping: Eine gerodete Fläche, im komfortableren Fall ein Kompostklo — das ist alles.

Unser Plan ist, dass zur Abwechslung Peter mal wieder ins Boot kommt. Claudia und die Jungens wollen an den Abenden zur Paddlertruppe stoßen, an denen die an "einigermaßen zivilisierten" Plätzen Station macht. Wir packen daher für zwei weitgehend unabhängige Camping-Urlaube: Zwei Zelte — ein riesengroßes, das zehn Personen Platz für ihre Schlafsäcke bietet, ein kleines Modell "Dackelgarage" — zwei Camping-Kocher etc. Als wir uns auf den 350 km langen Weg gen Bookham machen, ist unser Auto bis unters Dach beladen. Obendrauf thront Peters bis dato makelloses Kajak.

Als wir uns Bookham nähern, gießt es wie aus Eimern. Das gibt sich zwar, aber der Himmel ist weiterhin bedeckt, als Claudia, Jonas und Niklas Peter bei den anderen sieben Paddlern des Trips absetzen. Wir essen noch gemeinsam am Campfeuer zu Abend; dann fahren die drei 30 km weiter in den Ort, Jugiong, der für die Kajaker das Ziel des ersten Tages auf dem Wasser sein wird, und beziehen wegen des Mistwetters einfach ein Motelzimmer. Es soll allerdings das erste und letzte Mal "zivilisiertes" Übernachten sein; denn an den folgenden Tagen scheint konstant die Sonne, und Niklas, Jonas und Claudia nächtigen ebenfalls im Zelt.

Der Murrumbidgee River gehört mit einer Länge von 1.400 km und einem Einzugsgebiet von etwa 80.000 km2 zu den größeren Flüssen Australiens. Doch wie so viele andere gibt es Jahre, in denen er "dank" Dürre oder Wasserentnahme durch die Anrainer sein Ziel, den Murray River, gar nicht erreicht. Sein Volumen wird seit den 60ern durch einen Staudamm kontrolliert; der Fluss selbst allerdings ist weitgehend naturbelassen und nicht, wie viele große deutsche Ströme, begradigt. Er schlängelt sich langsam durch die hügelige Landschaft, links und rechts berandet durch Weidefläche für Schafe und Rinder. Die Paddler sehen ab und zu ein Wallaby (eine kleinere Form des Känguruhs) auf der Böschung stehen. Tausende von Vögeln steigen auf, wenn wir uns nähern: Enten, Galas und Kakadus, Eisvögel und Adler. Die ersten 60 km unseres Trips führen oft durch schmale kleine Schluchten, wo der Fluss schneller wird und Stromschnellen das Durchkommen erschweren. Peters Kajak bekommt jede Menge Kratzer. Ab Tag 3 jedoch wird alles ruhiger. Der Tumut River aus den Schneeregionen ist zum Murrumbidgee hinzugestossen und bringt genug Wasser mit, dass man nicht mehr so oft aufsitzt. Der Oktober 2010 sah am Murrumbidgee eine Jahrhundertflut, und Treibgut in etwa 8 m Höhe spricht eine unmissverständliche Sprache. Hunderte der alten, knorrigen Bäume entlang des Flusses liegen entwurzelt am und im Wasser. Doch im Februar 2011 ist der Wasserstand wieder "normal". Soll heissen, nicht selten ist der Fluss gerade mal waden- oder hüfttief.

Schon am Ende des ersten Paddeltages ändern wir unsere Pläne komplett. Die anderen Kajaker haben auch Autos, die irgendwie vom Start zum Ziel kommen müssen. Daher hatten sie die am Morgen vor dem ersten Paddelschlag nach Jugiong gefahren und waren mit einem einzigen zurück gekommen (das dann abends abgeholt wird). Es stellt sich schnell heraus, dass dies auch die folgenden Tage so sein wird. Das bedeutet aber, dass das Gepäck der Truppe, Zelte, Kocher, Schlafsäcke usw., nicht im Boot mitgeführt wird — eine ungemeine Erleichterung, von der auch Peter profitieren könnte, der seine Siebensachen ebenfalls im Auto transportieren lassen kann.

Für ihn kommt es aber sogar noch besser: Der erste Abend mit der Paddlertruppe und die erste Nacht im Zelt gefallen Claudia, Niklas und Jonas so gut, dass sie beschliessen, jeden Abend dazuzustoßen. Peter kann die Dackelgarage also getrost im Kofferraum unseres Autos einmotten und stattdessen jeden Abend im Familienzelt, von den anderen Paddlern liebevoll-ketzerisch "Taj Mahal" genannt, Quartier beziehen. Für Claudia bedeutet diese Änderung unseres ursprünglichen Plans, dass sie jeden Abend Gesellschaft hat, das Zelt nicht alleine aufbauen muss, und dass Jonas und Niklas ein wenig von unseren sieben neuen Freunden unterhalten werden.

Und wie sie das werden! Owen und Michelle, Cecilia und Geoff, Wendy und Brian sowie Hans, der vor gut 50 Jahren aus Deutschland ausgewandert war, haben einen Narren an unseren Kleinen gefressen. Während Claudia und Peter morgens Camping-Zubehör verpacken oder sich auf den Tag vorbereiten, hören sie laut gesungene Kinderlieder und Lachen. Irgendwann findet man dann Niklas und Jonas mit einem der Kajaker im Sand am Ufer des Murrumbidgee spielen.

Die Zeit zwischen Morgen und frühem Nachmittag, während Peter auf dem Wasser, den Sandbänken und Felsen des Murrumbidgee daran arbeitet, den Wiederverkaufswert seines Kajaks zu vermindern, verbringen Claudia, Jonas und Niklas mit Pony streicheln, Schafe füttern und Schwimmen. Ausserdem muss alle paar Tage die Kühlbox mit Frischem aufgefüllt werden, und jeden Morgen kostet das Abbauen und Einpacken unseres Zelts seine Zeit. Langweilig wird niemandem. Meist schon so gegen 15 Uhr landen dann die Paddler am Ort des nächsten Nachtlagers, schlagen Quartier auf, gehen im Fluss schwimmen, sammeln Feuerholz — und Niklas und Jonas immer dabei! Spannend, so ein Zelturlaub!

Entsprechend betreten ist daher die Stimmung, als wir nach der Ankunft in Wagga Wagga Bye-bye zu den anderen sagen müssen. Die wollen noch am selben Tag nach Sydney zurück fahren. Wir lassen den Urlaub ruhiger ausklingen und kehren erst tags darauf in den Alltag zurück. Als Peter am Montag Morgen im Zug zur Arbeit fährt, erinnert er sich daran, dass er nur zwei Tage zuvor zur selben Tageszeit sein Boot zu Wasser gelassen und entlang des Murrumbidgee gelenkt hatte. Ein wenig sentimental wird man da schon.