Dezember 2011
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Christian zu Besuch. Rechtzeitig vor Weihnachten haben wir eine riesige Überraschung für Gisela und Pico in petto: Sohnemann Christian hat sich klammheimlich ebenfalls bei uns eingebucht. Doch von vorne:
In Deutschland ist's grau und die Tage sind kurz. Was liegt da näher, als dem auf die andere Seite der Erdscheibe zu entfliehen? Diesen Floh hatten wir Christian schon vor geraumer Zeit ins Ohr gesetzt. Und tatsächlich, steter Tropfen höhlt den Stein, ist er nicht unempfänglich. In der Folge werden in Sydney wie in Deutschland nun eifrig Flüge gesucht und verglichen, Zeiten diskutiert, Details festgeschnürt — immer ohne dass die Eltern etwas mitbekommen. Und als es Mitte Dezember schließlich so weit ist, fragen Claudia und Peter scheinheilig bei Gisela und Pico an, ob sie denn einfach mal den Abend ausgehen und die Kinder in der Obhut der Großeltern geben könnten. Können sie natürlich, und auch etwas später darf's ruhig werden, kein Problem. Das ist auch gut so, denn Christian kommt erst kurz vor Mitternacht an. Zeit genug für Claudia und Peter, tatsächlich einen gemeinsamen Abend im Restaurant zu verbringen, ehe es zum Flughafen geht.
Als wir dann zu dritt und ein wenig aufgedreht nachts nach Hause kommen, wird noch ganz, ganz leise eine Matratze organisiert und in Niklas und Jonas Spielzimmer platziert. Dieser Raum wird für die nächsten Wochen Christians Domizil werden, mit Einverständnis der beiden Kleinen, die vorher eingeweiht worden waren (und toll still hielten).
Am nächsten Morgen sind alle, Pico und Gisela eingeschlossen, so schlaftrunken, dass man gezielt darauf hinweisen muss, dass ein Gedeck mehr auf dem Frühstückstisch steht. Erst als Niklas und Jonas schnurstracks in ihr Spielzimmer marschieren und den Onkel aus dem Jetlag rütteln, da wird Pico bewusst, was da vor sich geht. Gisela wird anschließend schonend auf diese Überraschung vorbereitet. :-)
Nun sind wir also zu siebt im Haus. Mal sehen, ob das gut geht!
Grand Canyon. Gleich vorab die Antwort auf die letzte Frage in der vorigen Episode: Es geht die ganze Zeit sehr gut. Zum einen ist das Haus groß genug, so dass man sich nicht die ganze Zeit "auf der Pelle hockt". Der Sommer tut sein übriges, denn jeder kann irgendeiner Aktivität nachgehen. Peter muss sowieso noch ein paar Tage ins Büro, ehe die Weihnachtspause beginnt. Claudia und die Jungen gehen der üblichen Routine nach, Schwimmen, Gymnastik, Kindergarten, und ab und zu werden sie von unseren Besuchern begleitet. Für Christian ist Turramurra ein wenig zu beschaulich — verständlich —, und er springt morgens auf den Zug Richtung Stadtmitte, um abends voller Eindrücke wieder nach Hause zu kommen. So kommt kein Lagerkoller auf.
Als dann schließlich auch für Peter die Weihnachtsferien anbrechen, machen wir gemeinsame Unternehmungen. Wie lange ist es her, dass wir in den Blue Mountains wandern konnten?! Das muss im März 2008 gewesen sein, als Peters Cousine Anna samt Partner Andreas uns besucht hatten. An einem Samstag verladen wir also uns sieben in zwei Autos und machen uns auf den Weg Richtung Blackheath, wo einer unserer Lieblingswege beginnt: der Grand Canyon Walk. Gute 400m geht es hinunter ins Tal, wo Regenwald, steile Schluchten, spektakuläre Felsüberhänge auf uns warten. Gekrönt von einem kleinen natürlichen Tunnel sowie einem Wasserfall, hinter dem man entlangwandern kann.
Solch eine Tour wäre den Kleinen zu viel abverlangt. Entsprechend machen sich nur Pico, Christian und Peter an den Abstieg. Claudia setzt Gisela im Straßencafé in Blackheath ab und fährt mit Niklas und Jonas an den Endpunkt der Wanderung, von wo aus sich die drei auf den Weg hinab ins Tal machen. Und tatsächlich haben sie es bis fast zur Talsohle geschafft, als sie schließlich die drei Wanderer treffen. Die haben eine durchaus fordernde Tour hinter sich, vor allem gegen Ende des Durchwanderns des Canyons, als beim mehrfachen Überqueren des Baches volle Konzentration erforderlich ist, damit man nicht plötzlich bis zu den Knien im Wasser steht.
Nach dem "Pflichtprogramm" Aufstieg zum Wanderparkplatz — immerhin 400 Höhenmeter weiter oben, und das mit zwei Dreijahrigen, die nun doch Zeichen von Müdigkeit erkennen lassen —, ist der Rest des Tages der "Kür" vorbehalten: Kaffee in Blackheath, Rückfahrt nach Sydney und schließlich ein Tagesausklang im Hornsby RSL, denn in ein feineres Restaurant trauen wir uns in unserem Outfit nicht ...
Weihnachten. Schon beim Überfliegen dieses Berichts steigt dem Leser warmer Gebäckduft in die Nase. Zurecht, denn mit Gisela und Pico im Hause wird dieses Handwerk zur Vollendung zelebriert. Die Plätzchenbackmaschine funktioniert, auch dank (oder trotz?) der kleinen Helferlein Niklas und Jonas. Die dürfen Teig ausstechen und mit Guss verzieren. Zu guter Letzt wird auch ein Lebkuchenhaus zusammengebaut.
Das Programm des Heiligen Abends ist ein nur leicht abgewandeltes des Vorjahres: Der Kirchgang führt uns dieses Jahr in den Nachbarstadtteil — und dort tanzt der Bär! Die Jugend der Gemeinde interpretiert die Weihnachtsgeschichte modern, lässt Teenager ins Bethlehem von vor 2000 Jahren reisen und dort den Messias suchen ("who is this messiah?"). Begleitet von rockigen Klängen aus dem Mischpult und in Szene gesetzt unter bunten Scheinwerfern, springt der Funke bald auf die Gemeinde über. Jonas und Niklas werden auf unsere Schultern gesetzt und wiegen im Rhythmus der Musik mit.
Wie im Vorjahr bleibt an diesem Abend die sonst angesagte Routine außen vor, und die beiden dürfen nach der Bescherung noch viel Zeit mit ihren neuen "Errungenschaften" verbringen. Um die Flut der Eindrücke ein wenig einzudämmen, gibt es an den folgenden Tagen immer mal wieder ein zurückgehaltenes Geschenk. Wir fünf "Großen" freuen uns statt an riesigen Geschenken stattdessen einfach am Spaß der Kleinen.