Februar 2013

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Not amused!

Schwimmschule. Als Claudia, Niklas und Jonas im Juli und August 2012 Zeit in Lippe verbrachten, hatten sie probeweise ein Mal eine Schwimmstunde im örtlichen Freibad besucht. Die Betonung liegt auf "ein Mal": Denn das Erste, was der Bademeister unseren Jungens sagte, war, sie sollten doch bitt'schön Schwimmflügelchen anziehen. Sein Kommentar, das "Hundepaddeln" sein zu lassen und stattdessen lieber "wie ein Frosch" zu schwimmen, als Niklas und Jonas in gewohnter Manier ihre Kraulübungen begannen, vollendete dann das Durcheinander. Wir waren "geheilt".

Nun in der Stadt untergekommen sind wir gespannt, ob sich die deutsche und die australische Herangehensweise an das Schwimmenlernen besser vereinbaren lassen. Vom Karlsruher Club SSC erwarten wir eine professionellere Herangehensweise. Niklas und Jonas werden zum Training angemeldet; dienstags und donnerstags geht's ab nun für jeweils eine Stunde ins Fächerbad.

Doch andere Länder, andere Sitten: Wiederum sind unsere beiden die einzigen, die Schwimmbrillen tragen. Kein Wunder, denn in Down Under beginnt das Schwimmen mit Auf-dem-Wasser-liegen, um die Tragkraft des ungewohnten Elements kennenzulernen. Dann gesellen sich langsam, "kick, kick, kick!", Fußschläge dazu. Schließlich komplettieren die kreisenden Arme das Kraulen. Parallel ist ein Gutteil einer jeden Schwimmstunde dem Rückenschwimmen und dem Tauchen reserviert. Hier in Deutschland jedoch scheint der Fokus weiterhin auf Brustschwimmen zu liegen, wenn möglich — die Orthopäden unter Euch werden die Hände über dem Kopf zusammenschlagen — mit weit aus dem Wasser ragenden Kopf, so dass die Haare nicht nass werden.

Das erste, was Niklas und Jonas daher beigebracht bekommen, ist, sich Schwimmhilfen über die Arme zu streifen. Drei Stück auf jeder Seite, die dann je nach Fotschritt langsam reduziert werden. Nun muss fairerweise angemerkt werden, dass die Schwimmlehrerin mit einer Horde ihr unbekannter Kinder zu kämpfen hat, nicht alle kooperativ, nicht alle mit demselben Kenntnisstand. Die wenigsten von ihnen werden, wie Niklas und Jonas bis vor kurzem von sich behaupten durften, mit Schwimmbad im Garten aufgewachsen sein. Und schließlich ist die Gruppengröße doppelt so groß wie die in der Macquarie University Swim School in Sydney. Trotzdem fragen wir ganz vorsichtig, warum die Schwimmlehrer voll bekleidet am Beckenrand stehen und die Kinder mit einem Ring an einer Stange dirigieren, statt einfach mit ins Wasser zu gehen?

Wie auch immer, der Erfolg gibt dem ungewohnten System recht: Schon in der 2. Stunde geben Niklas und Jonas 2 der 3 Ringe an jedem Arm ab. Und — wir greifen hier ein wenig vorweg — im März bekommt der stolze Jonas ein Seepferdchen auf die Badehose genäht. Springen und Tauchen, das brachte er schon aus Sydney mit. Nun kann er 25 m weit Schwimmen. Bei Niklas wird's nicht lange dauern, bis er nachzieht. Um im nächsten Kurs, da lernen unsere beiden weitere Schwimmtechniken — dann dürfen auch die Haare nass werden!

Wer braucht schon einen Schlitten?!

Füssen

Schlösserlandschaft (Panorama)

Füssen. Unsere Jagd nach Schnee führt uns diesen Monat an den südlichen Rand Deutschlands nach Füssen im Allgäu. Peter nimmt sich über Fasching ein paar Tage frei, der Kindergarten hat ohnehin geschlossen. Die Anfahrt ist dank Faschingsferienzeit eine echte Tort(o)ur, und wir sehnen uns die Straßen des australischen Outbacks herbei, auf denen man pro Stunde 10 Autos begegnet. So viele stehen an jeder Tanksäule der Autobahntankstellen. Die Schlangen vor den Toiletten auf Rasthöfen erinnern an gute, alte Intershop-Zeiten vor dem Mauerfall.

Irgendwie schaffen wir's dann doch, Füssen rechtzeitig zu erreichen, ehe das Abendessen abgeräumt wird. Wir haben uns in der Jugendherberge einquartiert, wo Niklas und Jonas ungestört herumtollen können, Spielkameraden und -zimmer vorfinden. Die Zeiten der Schlafsäle sind längst vorbei, und wäre das lästige Bettenbeziehen zu Beginn des Aufenthalts nicht, könnte so manche "JuHe" problemlos mit vielen Mittelklassehotels konkurrieren. Der Preisvorteil — inklusive Frühstück, Abendessen, Lunch-Paket 33 Euro pro Erwachsenem, die beiden Kleinen schlafen und essen umsonst — macht dann die Entscheidung "JuHe oder Hotel" einfach.

Füssen entspricht unseren Erwartungen voll und ganz: Zum einen finden wir üppig vom erhofften Schnee vor, so dass Niklas und Jonas gleich vor unserer Herberge Schlitten fahren können. Zum anderen gibt es ausgiebig Sonnenschein, den wir so vermisst hatten. (Der meteorologische Dienst hatte bereits vom sonnenärmsten Winter in fast einem halben Jahrhundert gesprochen.) Dann erweist sich Füssen selbst als ein ausgesprochen attraktives Städtchen mit urigen Gassen, alten Gemäuern und bunten Fassaden. Und schließlich hat auch das direkte Umland so einiges zu bieten.

So gibt es für die Kleinen (und zugegeben, auch für die Großen) nur 15 km entfernt im österreichischen Reutte ein Spaßbad mit strudelndem Fluß, dampfendem Außenbecken und — unstrittig der Höhepunkt für unsere beiden — einer 120 m langen Rutsche. Da klettert man mit einem Lkw-großen Schwimmreifen unter dem Arm erst 60 Stufen hoch, ehe es durch eine farbig illuminierte Röhre in großen Schleifen nach unten geht, wo einen ein Planschbecken erwartet. Ungelogene knapp 30 Mal rutschen Niklas, Jonas, Claudia, Peter in allen möglichen Kombinationen — alleine, zu zweit, zu dritt — hier runter, was die im Monatsbericht Januar erwähnten 328 Stufen des Straßburger Münsters im Nachhinein zu einer Aufwärmübung macht.

Das touristische Highlight der Region Füssen — Millionen amerikanischer und fernöstlicher Touristen können nicht irren! — ist Schloss Neuschwanstein. Nur etwas über 5 km von der Ortsmitte hat ein bayerischer König mit überbordender Phantasie, Ludwig II, eine Kopie von Disneys Cinderella Castle in die Landschaft gestellt. Er starb dann, ehe er auch Mickymaus und Donald Duck klonen konnte. Sein Erbe aber steht nun erhaben und weiß strahlend in der prächtigen Bergkulisse und zieht Heerscharen aus aller Welt an. Um diese Jahreszeit ist es noch vergleichsweise ruhig; die Parkplätze sind aber Indiz genug, was einen hier im Sommer erwarten kann.

Auch wir vier ziehen den Berg hinauf — zwei werden eher gezogen ... — und schauen uns das Schloss aus der Nähe sowie die Landschaft von oben an. Wegen Schneeglätte sind die Wanderwege in der Umgebung größtenteils gesperrt. In der hehren Absicht, unseren Lesern ein paar Eindrücke der Gegend zu geben, überklettert Peter aber ein paar Zäune und nimmt zum Beispiel nebenstehendes Panoramafoto auf. Wir nehmen uns vor, Füssen ein weiteres Mal zu besuchen.