Juli 2012
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4. Geburtstag. Peter ist gerade seit ein paar Tagen in Deutschland, als Niklas und Jonas ihren 4. Geburtstag feiern. Die eigentliche Party war bekanntlich eine Woche zuvor gewesen; trotzdem soll dieser Tag natürlich "irgendwie besonders" werden. Daher schnappt Claudia sich die beiden Geburtstagskinder und lädt sie ein zu einem Ausflug ins Maritime Museum in Darling Harbour. Da waren Niklas und Jonas erst ein Mal gewesen — im Mai 2009. Es ist allerdings zweifelhaft, ob sie sich daran noch so recht erinnern ...
Nun jedoch, als gestandene Vierjährige, sieht das ganz anders aus. Spätestens seit unser National Geographic-Magazin im April diesen Jahres mit der Titelgeschichte "100 Jahre Titanic" aufwartete, sind unsere beiden sehr interessiert, wenn es um Schiffe und Seefahrt geht. Damals hatten sie sich mehrfach genauestens erklären lassen, wie das Schiff den Eisberg rammte und anschließend beim Sinken auseinanderbrach. Niklas kann nun fachkundig erklären, warum die Wrackteile so weit auseinander liegen. Die Stelle ist auf dem Wasserball mit dem Erdglobus-Design deutlich markiert.
Entsprechend begeistert besuchen sie Leuchtturm und Schiffe. Vier Stück an der Zahl: ein U-Boot (HMAS Onslow), ein graues Kriegsschiff (HMAS Vampire), ein Nachbau von Capt'n Cook's Endeavor (1770) und ein restauriertes altes Frachtschiff (HMAS James Craig) von 1890. Stolz wie Oskar dürfen sie auf der Brücke Platz nehmen. Nach dem dritten Schiff fragt Jonas, wann sie denn endlich zu den "Kletterschiffen" kämen? Also erklärt Claudia ihm, dass sie genau das bereits tun: auf Schiffen herum klettern ... Nur im U-Boot, wo es eng zugeht und auch noch unheimliche Sonar-Geräusche eingeblendet werden, gefällt's den beiden Hobby-Kapitänen nicht und sie wollen schnell wieder raus. U-Boot-Kapitän — ein Berufswunsch weniger auf der Liste unseres Nachwuchses.
Tags drauf, es ist Sonntag, hat Claudia für Niklas und Jonas eine Dinosaurier-Tour im Wildflower Garden gebucht, wo wir die Woche zuvor den Geburtstag gefeiert hatten. Prompt treffen sie einen Vater, der U-Booter ist und 4 Jahre lang auf der HMAS Onslow gedient hatte. Was für eine Berufswahl!
Die Tour durch den Wildflower Garden wird abgerundet durch ein BBQ mit Freunden. Langsam aber sicher essen Claudia, Jonas und Niklas sich durch die Berge von Würstchen, die von der Feier übrig geblieben waren. Danach viel Spielplatz und Bushwalking bis zum Sonnenuntergang. Was für ein toller Tag!
Portrait-Workshop. Unterdessen hat Peter sich in alter Gewohnheit in Schwetzingen im Hotel einquartiert. Ende Juli werden Claudia, Niklas und Jonas ebenfalls nach Deutschland kommen und dann wie in 2011 mit ihm zusammen eine Wohnung in Karlsruhe beziehen. Die ersten Wochen in der alten Heimat muss er sich seine Freizeit aber selbst gestalten. Kein Problem. Denn zum einen bleibt neben der Arbeit sowieso viel zu wenig davon übrig. Und zum zweiten halten ihn Wiedersehen mit Familie und Freunden schwer auf Trab. Seine lieben alten Freunde Elisabeth und Jens zum Beispiel schenken ihm als verspätetes Geburtstagsgeschenk die Teilnahme an einem Foto-Portrait-Workshop, gehalten von Jens selbst, der in seiner (ebenfalls zu knappen) Freizeit ein zweites Standbein als Fotograph etabliert hat.
An einem Samstag-Morgen treffen sich daher drei ambitionierte Amateure und Jens in einem Schwetzinger Café zu einer theoretischen Einführung in die Portrait-Fotographie. Jens erläutert geduldig die Wirkung und Wahl von Licht, Blende, Objektiv, ehe er einen kurzen Abstecher zum Bahnhof macht, um unser "Opfer" Lisa-Sophie abzuholen. Die ist extra angereist, um uns als Fotomodell zur Verfügung zu stehen. Anschließend beginnt der eigentliche Workshop, der uns fünf in den Schwetzinger Schlossgarten führt. Vor verschiedensten Bildhintergründen — abgeblätterte Türen, marmorne Säulen und Statuen, reflektierende Fenster, dichtes Laub — wiederholt sich das Prozedere: Jens nimmt die ersten Fotos auf, teilt uns seine Kameraeinstellungen mit und lässt uns anschließend selbst experimentieren. Lisa-Sophie erweist sich als geduldiges Modell, lächelt selbst nach Stunden noch auf Kommando, positioniert sich wie vom Fotographen gewünscht und bringt selbst Ideen ein. Am Ende des Tages hat jeder von uns — neben etwas Sonnenbrand und platten Füßen — viele tolle Fotos im "Kasten" und jede Menge Tipps und Tricks im Repertoire. Übrigens probiert Peter schon tags darauf einige davon aus, als er seine Schwester Anne und Familie trifft.
"Franzosen"-Wochenende. Eine liebgewonnene Tradition findet auch in 2012 ihre Fortsetzung: Claudias Wiedersehen mit ihren alten Studienfreunden aus Lyonnaiser Zeiten. Mittlerweile ein großes Zusammentreffen von Ex-Studenten, deren Partnern und Kindern. Wie im August 2011 wird wieder ein besonders schöner Flecken auf der Landkarte ausgesucht, an dem sich die Truppe für ein Wochenende trifft: Bernkastel-Kues. Genauer: die Jugendherberge, die oberhalb der Burg Landshut hoch oben über dem Städtchen mit Blick auf die Mosel thront.
Dieses Jahr hat Anke das Wiedersehen liebevoll und sorgfältig organisiert. Folglich kommt neben dem Austausch von Neuigkeiten und langen Abenden bei Moselwein auch der kulturelle Aspekt nicht zu kurz: Auf einer Stadtführung erfahren wir die Geschichte des berühmten Doktorweins, der in grauer Vorzeit dem kranken Landesherrn, der von seinen Ärzten schon abgeschrieben war, angeblich wieder auf die Beine half. Seither ist das Fleckchen Weinberg, wo dieses Wundergetränk wächst, das teuerste entlang der Mosel, und der Ertrag wird für gutes Geld in die ganze Welt verschickt. Zur Freude der Kinder werden wir tief unter die Erde in kalte Keller geführt, wo einst Weinfässer lagerten. Und spät abends, ein gutes Stück nach der üblichen Zubettgehzeit unserer beiden, wird am Lagerfeuer noch Stockbrot gebacken. Eine Schiffstour entlang der Mosel rundet das Wochenende ab, ehe sich anschließend alle in diverse Himmelsrichtungen aufmachen: manche nach Hause, viele in den Sommerurlaub, wir vier Richtung Karlsruhe, wo wir ab nun für die nächsten Wochen gemeinsam leben werden, ehe es für Claudia, Jonas und Niklas in den Urlaub an die Mecklenburger Seenplatte gehen wird. Doch davon mehr im nächsten Bericht.
In 2013 wird sich das gemeinsame Studienjahr der "Franzosen" übrigens zum 20. Mal jähren. Folglich werden wir dann wohl an den Ort des Kennenlernens, Lyon, zurückkehren. "Wir", das werden Niklas, Jonas, Claudia sein. Peter wird nach derzeitiger Planung dann bereits wieder aus seinem Deutschlandbesuch nach Sydney zurückgekehrt sein. Warum wir das heute schon so genau wissen, werden wir im September verraten.