August 2012
Bilder anklicken, um ein Vollbild zu sehen.
Mecklenburger Seenplatte. In 2010 und 2011 waren unsere Deutschlandbesuche immer eine willkommene Gelegenheit für einen Urlaub mit Claudias Familie gewesen — zumindest für Claudia, Niklas und Jonas. Für 2012 nehmen wir uns im Vorfeld unserer Reise vor, unseren Besuch mit einem gemeinsamen Familienurlaub abzurunden. Viel Zeit verwenden wir daher auf die Wahl des Zeitpunkts und eines Ziels. Recht schnell steht die Entscheidung fest: Der Urlaub soll gegen Ende unseres Reise sein, wenn die Temperaturen angenehmer sind als in den Vorjahren in Bensersiel. Und Claudia hat nun oft genug die Nordsee gesehen. Das, sowie die Tatsache, dass Peter den Osten Deutschland, quasi nicht kennt, und dass wir in Sydney genug Meer haben, lassen uns die Mecklenburger Seenplatte ausgucken. Die historischen Städtchen machen einen einladenden Eindruck. An Freizeitaktivitäten bieten sich Schwimmen, Rudern, Radfahren, Wandern an. Und von dort ist es außerdem nicht weit nach Berlin, so dass sich für Peter vielleicht die Gelegenheit eines Wiedersehens mit seinem Freund Mathias sowie Cousine Anna samt Anhang ergibt. Ironie unserer Planung: Peter, der schlussendlich unserer Urlaubsziel Waren an der Müritz aussucht, wird es in 2012 gar nicht zu sehen bekommen ... Davon mehr in der nächsten Episode.
Nach weniger als 14 Tagen Karlsruhe, die mit Besuch bei Familie und dem Wiedersehen mit gefühlten 100 Freunden viel zu schnell vergehen, bringt Peter seine Rasselbande an einem Freitag zum Bahnhof, ehe er sich auf den Weg zur Arbeit macht. Für Jonas, Niklas und Claudia hatten wir im Vorfeld Zugtickets zu Claudias Eltern Elke und Siegfried in Lippe geordert. Peter hatte es sich nicht nehmen lassen, 1. Klasse zu wählen, die nur 10 Euro teurer war. Liebend gerne würde er die Gesichter der Geschäftsreisenden sehen, wenn sich zwei umtriebige 4-Jährige zu ihnen gesellen. Das entgeht ihm leider. (Laut Claudia ist Niklas und Jonas Benehmen aber sowieso langweilig vorbildlich.)
Kaum in Lippe angekommen, werden die Koffer auch schon umgepackt für die Reise nach Waren. Mit zwei Autos, einem Wohnwagen sowie einem Zeltanhänger geht es tags darauf auf die 8-stündige Reise durch den deutschen Ferienverkehr. An Bord sind neben unseren drei Australiern wie in den Vorjahren Claudias Eltern sowie ihre Schwester Petra und Schwager Armin.
In Waren angekommen, werden auf einem wunderschön gelegenen Campingplatz nicht weit vom See die Quartiere aufgeschlagen. Fahrräder werden ausgeliehen, die sich als das meist benutzte Transportmittel während des Aufenthalts herausstellen werden. Mit ihnen macht die Familie — Jonas und Niklas in Kindersitzen auf immer wechselnden Fahrrädern — Touren durch die Wälder und über die Dörfer. Ein weiteres Transportmittel ist das Ruderboot, mit dem es auf den Müritz-See geht. Besonders in Erinnerung bleiben Claudia die Touren, die sie mit nur einem unserer Söhne macht, während der andere in der Obhut von Oma und Opa ist. Wie viel einfacher ist es, auf ein Kind einzugehen, wie viel leichter wird es einem umgekehrt gemacht. Man erpaddelt die Gegend, springt ins warme Wasser, macht Rast auf Wiesen und schläft dort auch schon mal ein. Erholung pur! Kein Wunder spricht Claudia rückblickend vom besten der Urlaube der letzten 3 Jahre.
Wie man der Hitze entkommt. Während seine Rasselbande die Radtouren und das frische Wasser der Mecklenburger Seen genießt, pendelt Peter weiterhin von Karlsruhe aus zum deutschen Hauptquartier seines Arbeitgebers. Gegen Ende unseres Deutschlandbesuchs hat er sich ein paar Tage frei genommen. Ursprünglich war geplant gewesen, dass er mit dem Leihwagen ebenfalls nach Mecklenburg-Vorpommern fährt und für ein paar Tage zur Familie stößt. Doch in Deutschland wird uns bald bewusst, dass es keine gute Idee ist, für 2, 3 Tage Kurzurlaub über 800 Kilometer auf der Autobahn während der Ferienzeit zu verbringen ...
Die freien Tage verbringt er stattdessen in Karlsruhe. Hier ist mittlerweile der Sommer mit voller Kraft eingetroffen, und die Temperaturen im (nicht vorhandenen) Schatten sind in den hohen Dreißigern. Was macht man bei so einem Wetter? Jeder andere träumt wohl von Eisdiele, Baggersee, Biergarten; Peter aber vertreibt sich die Zeit mit Hilfe bei einem Wohnungsumzug ...: Andrea, Partnerin unseres lieben Freundes und Trauzeugen Jörg, bezieht eine wunderschöne Altbauwohnung in Pforzheim. Da Peter an diesem Tag aber erst seine eigene (Ferien)Wohnung räumen muss — in den letzten Tagen in Karlsruhe kommt er bei seinem Bruder Christian unter —, kommt er genau da in Pforzheim an, als die meisten Möbel schon transportiert sind. Gut gemacht, genau rechtzeitig zum Mittagessen! Das hat Jörg, stadtbekannter Feinschmecker mit einem ausgeprägten Hang zu den schönen Dingen des Lebens, unter einem großen Laubbaum im Garten hinter der Gründerzeitvilla vorbereitet. Frische Brezeln und Brot, in jede Menge Olivenöl eingelegte "kleine Schweinereien", wunderbar reife Käse, ... — Ein Bild wie aus der Margarine-Werbung. Peter fühlt sich wie im Urlaub. Das ändert sich allerdings, als nachmittags Regale gerückt und Schränke zusammengebaut werden. Am Ende des Tages hat man immerhin das gute Gefühl, die Anzahl der Kartons und Kisten ordentlich dezimiert und den einen oder anderen Raum leidlich wohnlich hergerichtet zu haben. Ein Bierchen im Biergarten verkürzt die Wartezeit auf die Abkühlung, die man sich für einen guten Schlaf herbeisehnt.
Tags drauf trifft Peter unsere alten "Australier" Lars und Katja samt Sohnemann Mikka zum Frühstück auf dem kühlen Gutenbergplatz mit seinem leise im Hintergrund plätschernden Jugendstilbrunnen. Bald danach setzt die Hitze noch unbarmherziger ein als am Vortag. Peter liebäugelt mit der Idee, auf altbekannten Spuren zu wandeln und ins Freibad nach Rüppurr zu gehen, wo er zu seiner Karlsruher Zeit den halben Sommer verbrachte. An einem Hitzetag wie diesem ist da aber jeder. Kurz entschlossen geht's stattdessen ins Zentrum für Kunst und Medientechnologie (ZKM), wo neben der interessanten multimedialen Ausstellung "Sound Art. Klang als Medium der Kunst" zum Thema Klang die Annehmlichkeit einer Klimaanlage wartet.
Da Claudia und die Rasselbande ihren Urlaub an den ostdeutschen Seen einige Tage früher als geplant beschließen und vorzeitig ins Zuhause von "Oma Elke" und "Opa Siegfried" in Lippe zurückkehren, um vor dem Rückflug nach Sydney noch etwas Ruhe einkehren zu lassen, macht Peter sich tags darauf ebenfalls auf den Weg nach Norden, um die letzten Urlaubstage mit seiner Familie zu verbringen. Rückblickend war es wieder eine schöne Zeit im deutschen Sommer, die wie im Fluge vorbei ging. Schade, kaum hatte man liebe Freunde und Familie wiedergesehen, war es schon wieder Zeit für den Abschied. Vielleicht sollten wir für unseren Besuch in 2013 mehr Zeit einräumen ...