Januar 2006

Bilder anklicken, um ein Vollbild zu sehen.

Warten auf Mitternacht

Neujahrsfeuerwerk. Ups, das hatten wir Euch anscheinend bisher vorenthalten. Die Geschichte nämlich, wie wir vor zwei Jahren, damals noch am Balmain Sailing Club vor unserer Haustür startend, das Silvesterfeuerwerk vom Kajak aus genossen hatten. Wie auch immer, nachdem wir 2004/5 gar nicht in Sydney, sondern in Tasmanien waren, steht dieses Jahr eine Wiederholung des Vergnügens an. Da wir nun in Sydneys Norden wohnen und der Weg zum östlichen Hafen günstiger ist, werden wir zum allerersten Mal das grosse Feuerwerk aus dieser Richtung sehen: mit der Oper im Vordergrund und der Harbour Bridge dahinter.

Sydney hat zwei Silvesterfeuerwerke: eines um 21 Uhr (für die Kinder, die ins Bett müssen), eines um Mitternacht. Wir gucken uns ersteres aus. Denn jeder Sydneysider, der ein Boot sein eigen nennt, verbringt den Abend auf dem Wasser, und wir fürchten, dass nach dem Mitternachtsfeuerwerk der Hafen zu einem brodelnden Becken von Motorbooten mit nicht mehr ganz nüchterner Besatzung wird. Da wollen wir nicht mittendrin sein!

In einer Gruppe von sieben Freunden starten wir also am Spätnachmittag in Clontarf und paddeln die 8 km in Richtung Harbour Bridge. Der Hafen erscheint uns nicht anders als sonst. Bis wir um die Landzunge Bradleys Head kommen, hinter der sich eine grosse Bucht bis zur Oper und Brücke auftut. Hier ist alles "zugeparkt" mit Segeljachten und Motorbooten. Überall ist Party-Stimmung, man riecht Gegrilltes. Claudia verdient sich mit einer gekonnten Eskimorolle einen Hühnchenschlegel, wir anderen breiten die Picknickdecken am Ufer aus. Kurz vor 21 Uhr sind wir wieder in den Booten und geniessen von diesem Platz in der allerersten Reihe ... — nun, schaut Euch einfach die Bilder an, die 2002 entstanden. Und die Realität ist viel, viel besser!

So klein und schon 'ne Schildkröte

Schildkröten. Der Rest dieses Monatsbericht handelt von einem verlängerten Wochenende in Queensland. Vor gut 5 Jahren, als wir zum Urlaub in Australien waren — ahnungslos, dass wir einmal hier leben würden —, hatte uns eine nette Australierin den Tip gegeben, nach Bundaberg zu fahren, um Seeschildkröten beim Legen ihrer Eier zu beobachten. Der dortige Strand namens Mon Repos ist eine der wenigen Stellen auf Festland, wo man diesem Spektakel beiwohnen kann. Etwa Ende November bis Anfang Februar kommen die beeindruckenden Tiere an Land, um ihre Eier im Sand einzugraben. Etwa Anfang Januar bis Ende März schlüpft die Nachkommenschaft. Der Bereich wird vom National Park Service verwaltet, und gegen ein kleines Eintrittsgeld wird man in Gruppen an den Strand geführt, wo man Information aus fachkundigem Munde erhält: Dass die Schildkröte z.B. mehrfach in einer Saison zum Eierlegen wiederkehren wird, weil ihr durch den Panzer beengter Leib nicht zulässt, alle auf einmal heranreifen zu lassen; dass es die kleinen Schildkröten etwa eine Woche Zeit kostet, sich in Team-Arbeit den Weg durch den Sand bis an die Oberfläche zu bahnen. Wobei sie sich von den Eierschalen ernähren und darauf warten — die Sandtemperatur ist ein Indiz dafür — dass es Nacht wird, ehe sie die oberste Schicht durchbrechen und im Rudel zur Wasserkante eilen. Und dass nur jede Tausendste das Alter der Geschlechtsreife, etwa 30 Jahre, erreichen wird.

(Fast) dasselbe in groß

Jedenfalls hatten wir bereits im letzten April Flug und Unterkunft organisiert, um diese Erfahrung ein weiteres Mal zu machen. Mit dabei sind dieses Mal Sue und Kevin sowie Silvia und Sohnemann Benjamin. Hatten Claudia und Peter in 2000 noch eine ganze Nacht auf dem Strand verbracht, um immer wieder neue Schildkröten beim Eierlegen zu beobachten, so ist unser diesjähriger Aufenthalt so gelegt, dass die Chancen bestens sind, eierlegende sowie schlüpfende Tiere zu sehen. Es ist Vollmond, und der höchste Wasserstand — er macht den Schildkröten das Leben leichter, weil der Weg zum Wasser am kürzesten ist — ist in den "erträglichen" Stunden kurz nach Sonnenuntergang. Tatsächlich werden wir nicht enttäuscht: An allen Abenden werden wir Zeugen des beeindruckenden Schauspiels, wie zentnerschwere Tiere sich die Dünen hinauf schleppen, dort mit ihren Flossen etwa 60cm tiefe Löcher graben und etwa 100-160 Eier hineinlegen. Wir dürfen Gelege, die von der Schildkröte zu nah an der Wasserlinie gebuddelt wurden, ausgraben und in neue Löcher oben auf den Dünen verlagern (wo sie vor hohen Tiden geschützt sind). Frisch geschlüpften Schildkröten weisen wir mit unseren Taschenlampen den Weg ins Meer, denn sie orientieren sich an Helligkeit. Ein faszinierender Ausbruch aus dem Alltag, etwas mehr als eine Flugstunde von Zuhause entfernt.

Volle Konzentration: Silvia im Geschwindigkeitsrausch

Body Surfing. Die Tage verbringen wir am Strand oder die Gegend erkundend. Claudia und Peter waren im September 2005 bereits hier, damals um Wale zu sehen. Die sind nun zwar nicht mehr in der Gegend — nur in den Monaten August bis Oktober —, wohl aber noch immer die Rumbrennerei in Bundaberg. Für unsere vier Begleiter eine interessante Abwechslung. Wir beide machen die Führung zwar nicht schon wieder mit, aber bei der abschliessenden Rumprobe sind wir doch wieder dabei ;-)

Was denn sonst?! Typischer Queensland-Strand

Queenslands Küstenlinie unterscheidet sich ganz stark von der in "unserem" New South Wales: Während sie in einem Umkreis von gut 500 km um Sydney herum durch Klippen geprägt ist, die immer wieder in den Einschnitten von (relativ) kleinen Stränden unterbrochen werden, ist die Küste Queenslands ein einziger Strand. Nicht umsonst gibt es hier Flecken mit Namen wie Surfers' Paradise. Und nun probieren auch wir es aus: In einem Sportgeschäft erstehen wir ein aufblasbares Body Board, ein kurzes Surf-Brett, und haben ab sofort doppelt so viel Spass in den Brechern. (Wieviel Spaß unsere Zuschauer am Strand hatten, erwähnen wir lieber nicht ...)