September 2011

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Tatü-tata

Kindergeburtstag. Niklas und Jonas feiern ihren dritten Geburtstag dreimal: Zuerst am tatsächlichen Ehrentag, den sie mit Claudia bei Oma und Opa in Lippe verbringen. Dann ein weiteres Mal in Karlsruhe mit dem Papi, Oma und Opa aus Florida sowie der sonstigen Familie. Und schließlich zurück in Sydney mit ihren kleinen Freunden.

Am ersten Sonntag im September laden wir 14 wuselige Kinder nebst deren Eltern zum Grillen auf den Spielplatz in unserem Stadtteil ein. Dank des zeitgleich stattfindenden Vatertags ist dort schon jede Menge los, so dass wir Glück haben, noch einen Picknicktisch mit zugehörigen Bänken ergattern zu können. Daneben gibt es an diesem populären Platz einen Grill, Toiletten und jede Menge Beschäftigung für die Kleinen. Als wenn Schaukel, Rutschbahn, Klettergerüst nicht genug wären, haben wir noch Spiele vorbereitet: Claudia hat Säcke zum Sackhüpfen organisiert. Peter, Niklas und Jonas haben einen Samstagnachmittag im Bastelladen verbracht und Schnüre sowie Glasperlen für Halsketten gekauft. Doch dafür sind unsere Gäste, wie sich herausstellt, viel zu klein; die Bastelutensilien werden kurzerhand bis zum 10. Geburtstag eingelagert ... Selbst das Sackhüpfen wird komplett anders interpretiert als von Claudia gedacht: Kaum hat sie ein paar Hütchen als Start- und Ziellinie aufgestellt, werden die auch schon von irgendeinem Kind wieder abgebaut.

Vielleicht nicht das kulinarische Highlight, wohl aber die optisch größte Attraktion ist der Geburtstagskuchen, an dem Claudia und Peter sich tags zuvor mehrere Stunden verkünstelt haben: Ein Feuerwehrauto. Wir ersparen uns die Peinlichkeit, ein Foto der Vorlage im Backbuch neben das des Resultats zu stellen. Nur soviel sei verraten: Die Konsistenz der Glasur spielt tatsächlich eine Rolle ... Aber mit einigen Accessoires aus dem Hause Lego wird das gute Stück einigermaßen gerettet. Den Kleinen ist es sowieso egal. Und außerdem dauert es nach dem Anschnitt weniger als eine Minute, bis unser Kunstwerk keinem Kuchen mehr ähnelt, geschweige denn einem Feuerwehrauto ...

Bin ich jetzt wieder dran?

Da liegt einer auf der faulen Haut

Schwimmschule. Was in 2009 als Wassergewöhnung begonnen und in jedem Sommer seine spielerische Fortsetzung in unserem Pool gefunden hatte, wird nun formalisiert: Claudia meldet Niklas und Jonas bei der Schwimmschule an!

Der Sportkomplex der Macquarie Universität bietet Kurse für Kinder und Jugendliche ab 3 Jahre an. Die ganz Kleinen — und dazu gehören unsere beiden definitiv — werden langsam an technisch korrektes Schwimmen herangeführt; je nach Fortschritt klettert man die Leiter empor, vom "Wasserdrachen" zum "Schwertfisch", "Seehund", "Delphin" usw., und kann, bei entsprechendem Interesse, schließlich an Wettkampftraining teilnehmen. So weit sind Jonas und Niklas noch nicht. Zweimal die Woche haben sie für eine halbe Stunde Unterricht in Vierergruppen. Die Schwimmflügelchen werden gar nicht erst ausgepackt. Stattdessen wird ihnen beigebracht, wie sie mit den Beinen schlagen und den Händen kraulen. Da sie noch nicht koordiniert genug sind, für Atemzüge den Kopf aus dem Wasser zu heben, beschränkt sich das Schwimmen auf wenige Meter — aber immerhin! Beide sind stolz wie Oskar. Sie lernen außerdem, auf dem Rücken zu treiben. Am meisten Spaß macht aber das Tauchen am Ende der Übungseinheit, wenn die Schwimmlehrerin irgendein Plastiktierchen versenkt, welches sie dann wieder an die Oberfläche holen.

Wir beide waren eher der Ansicht gewesen, dass Jonas der "körperliche" Typ sei, dem sportliche Übungen leichter fallen als dem vorsichtigen Niklas. Nun sind wir freudig überrascht festzustellen, dass Niklas sich mindestens ebenso leicht tut, sogar mit noch mehr Begeisterung bei der Sache ist. Sein Selbstbewusstsein bekommt einen mächtigen Schub, und an seinen roten Backen während des Unterrichts kann man ablesen, dass er es kaum erwarten kann, bis er endlich wieder dran ist.

Da Niklas und Jonas in verschiedenen und zeitlich versetzten Klassen sind — ein Versuch unsererseits, sie ein wenig aus der Zwillingsclique zu lösen und an andere Kinder heranzuführen —, verbringt Claudia während des Trainings des einen mit dem anderen Zeit auf einer der Nebenbahnen des Schwimmbads. Kein Problem: Niklas und Jonas sind so begierige Wasserratten, dass sie selbst nach einer Stunde noch nicht an Land wollen. So kommt es, dass die drei, aufgelockert durch Morning Tea und Mittagessen im angeschlossenen Café, oft drei, vier Stunden bei Macquarie Uni verbringen. Montags und mittwochs Schwimmen, am Dienstag dazwischen Turnen im selben Sportkomplex (oft gefolgt von privatem Schwimmen ...), freitags Kindergarten — unsere beiden sind beinahe schon im Freizeitstress!

Der Zopf ist ab

Neue Frisur. Nun, wo Claudia "notgedrungen" jede Woche zig Stunden im Wasser verbringt, machen sich ihre langen Haare störend bemerkbar. Zwei, drei Mal Schwimmen mit den Jungens, am Wochenende Kajaken und Eskimorollen — den Haaren bleibt kaum Zeit zum Trocknen. An einem Freitag im September bucht sie sich daher bei einem Friseur ein; wir müssen lange überlegen, um uns zu erinnern, wann das zum letzten Mal geschehen war (vermutlich zur Hochzeit ...). Eine Stunde nach dem Betreten des Salons und diverse Kopfmassagen später kommt sie um einen halben Zentner Haar-"Last" erleichtert nach Hause. Na, das Resultat sieht doch jugendlich aus, oder?

Zeigt her Eure Füße!

Schon wieder: Käpt'n Jonas

Sandkasten. Anfang Juli, Peter war gerade im Südwesten Deutschlands eingetroffen, erreichte ihn eine Email von Claudia: "Schau' mal, was ich ersteigert habe!". Der Link auf die eBay-Webseite verspricht Herausforderung. Claudia hat ein Ruderboot gekauft mit der Absicht, es als Sandkasten zu benutzen. Dass in der Beschreibung steht, dass das gute Stück etwa 100 kg wiegt und man seine besten Freunde mitbringen solle — ohne Rücksicht darauf, ob die danach noch mit einem sprechen ... —, schreckt sie nicht ab.

Wir sind kaum in Sydney zurück, als es die Übergabe zu organisieren gilt. Wir brauchen definitiv einen Anhänger; unser Auto hat aber keine Kupplung dafür. Dankenswerterweise leihen uns Jayne und Anton die ganze "Kombi" aus Auto und Anhänger. Peter ist das ganze weiterhin suspekt; der Anhänger wirkt zu klein. Egal, da wir auch ohne die empfohlenen guten Freunde die Reise in die nordwestlichen Stadtteile Sydneys angehen, kommt es auf dieses Detail auch nicht mehr an! Kindersitze montiert, Kinder ins Leihauto, und ab geht's.

Am Ziel erwarten uns die Verkäuferin, eine Frau um die vierzig, sowie ihre etwas gebrechlich wirkende Mutter. Das Boot ist im Garten geparkt, und die erste Herausforderung besteht für Peter darin, Auto und Anhänger durch ein Nadelöhr von Einfahrt rückwärts an die richtige Stelle zu navigieren, so dass wir zumindest ein wenig Hoffnung haben dürfen, das sperrige Gut auf den Hänger zu bugsieren. Mit vereinten Kräften schaffen wir es auf wundersame Weise, das Boot gegen den Widerstand von Erdanziehung und herumtollende Kinder anzulupfen, auf den Anhänger zu lehnen, dann in Position zu schieben. Tatsächlich ragt es ein gut Stück über den Anhänger hinaus; aber mit Gurten wird es an der Stelle gehalten.

Der Rest ist fast schon Kür: heim fahren, nahe am Randstein parken, Boot auf den Grünstreifen vor unserer Einfahrt rutschen lassen, ignorieren.

Am Tag von Niklas und Jonas Geburtstagsfeier vergattern wir die anwesenden Eltern, uns auf einen Umtrunk nach Hause zu begleiten — ... und, nun ja, ein "kleines Boot" mal eben ein paar Meter zu bewegen ... Tatsächlich gestaltet es sich mit sieben zugreifenden Händepaaren gar nicht so schwierig wie erwartet, das sperrige Ding die Einfahrt hinunter, vor dem Haus entlang, durch die schmale Gartenpforte, um's Haus herum bis unter unser Deck zu manövrieren. Wir begießen den Erfolg mit einer Tasse Geburtstagskaffee.

Wenige Tage, Telefonate und Preisvergleiche später liegt an der vorigen Stelle des Bootes, vor unserer Einfahrt, eine Tonne Sand. 24 Fuhren mit der Schubkarre die Einfahrt hinunter, vor dem Haus entlang, durch die schmale Gartenpforte, um's Haus herum bis unter unser Deck, und die Transformation des Ruderboots in einen Sandkasten ist vollbracht. Zwei Schaukeln sowie ein paar Ringe runden das Spielplatz-Ensemble ab. Jonas und Niklas danken es uns, indem Sand in jeden Winkel des Gartens getragen wird ... Zumindest wird dadurch in ein paar Jahren die Rückführung der Sandkiste in ein Boot um einige Schubkarrenfuhren leichter.